[Dieser Text von Anton Maegerle wurde veröffentlicht in: Blick nach rechts (bnr), 11. 7. 2008]
"Herzliche Grüße aus Griechenland, wo ich nach vielen langen Jahren des Herumirrens gestrandet bin", verkündete unlängst der alternde Hardcore-Neonazi Karl Polacek (Jg. 1934) im JVA Report des Freundeskreises Brandenburg. Fakt ist, dass sich Polacek wohl schon seit Jahren in Griechenland aufhält. Bereits 2001 wurde er in der griechischen Stadt Pyrgos verhaftet und musste eine mehrmonatige Haftstrafe absitzen. Zuvor hatte sich der gebürtige Wiener 1999 dem Antritt einer Freiheitsstrafe in Österreich wegen NS-Wiederbetätigung entzogen und war untergetaucht. Vor seiner Flucht drohte er gegenüber den österreichischen Justizbehörden: "Dafür werden sie ... die Rechnung bekommen, an der sie bis ins siebente Glied zahlen werden."
Polacek hatte Österreich erstmals 1954 verlassen und arbeitete längere Zeit in Norwegen. Später zog er in die Bundesrepublik und ließ sich 1981 in der niedersächsischen 300-Seelen-Gemeinde Mackenrode nieder. Dort baute er ein Schulungszentrum der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) auf und avancierte zur Vaterfigur der gewaltbereiten und gewalttätigen Skinheadszene in Südniedersachsen. 1991 war Polacek bundesweit in den Schlagzeilen, weil zwei Skinheads aus seiner jugendlichen Anhängerschaft in der Sylvesternacht in der Göttinger Vorortgemeinde Rosdorf den 21-jährigen Alexander Selchow niedergestochen hatten. Der Bundeswehrsoldat starb im Krankenhaus an einem Stich in den Magen. 1992 wurde Polacek, damals niedersächsischer FAP-Landesvorsitzender, wegen latenter Gewaltbereitschaft aus der Bundesrepublik ausgewiesen. Von Österreich aus beglückte Polacek seine bundesdeutsche Gefolgschaft bis 1998 mit dem primitiv gemachten Hetzblatt Braunauer Ausguck. Im Braunauer Ausguck verherrlichte Polacek Gewalt und leugnete den industriell betriebenen Massenmord an den Jüdinnen und Juden im "Dritten Reich".
In seiner Wortmeldung im JVA Report ruft Polacek nun "alle jungen Kameradinnen und Kameraden" auf, der NPD beizutreten. Auch er, der 1985 die NPD verlassen hatte, habe sich entschlossen, dieser wieder beizutreten. Bewogen zu diesem Schritt und zu dem Aufruf wurde Polacek Eigenangaben zufolge durch seinen einstigen politischen Ziehsohn Thorsten Heise, der heute dem NPD-Bundesvorstand angehört. Stolz berichtet Polacek im JVA-Report über einen Aufmarsch der Patriotischen Allianz in Athen im Januar 2007. Einer der Redner der Kundgebung war der NPD-Parteivorsitzende Udo Voigt.