Rechtsextreme Burschenschafter-Organisationen sperren mit Hilfe von Polizei und Rektorat das Neue Institutsgebäude (NIG) der Universität Wien ab - Ein Augenzeuginnenbericht von Dr.in Gudrun Hauer (Universitätslektorin am Institut für Politikwissenschaft)
Am Samstag, den 11. Juni am frühen Nachmittag wurde der von rechtsextremen Burschenschafts-Organisationen in der Wiener Hofburg veranstaltete "Schiller-Kommers" durch eine geschlossene Veranstaltung im Neuen Institutsgebäude der Universität Wien eingeleitet. Lehrveranstaltungen, die um diese Zeit in diesem Haus stattfanden, mussten abgebrochen werden; Einsatzkräfte der Wiener Polizei räumten das Haus, forderten Studierende und LehrveranstaltungsleiterInnen ultimativ zum Verlassen des Hauses auf; sämtliche Eingangstüren mit Ausnahme des Haupteinganges wurden versperrt. Auch alle inneren parterre gelegenen Gebäudetüren wurden zugesperrt mit Ausnahme des Abganges zu einem der Haupthörsäle. Polizisten umstellten das Gebäude und riegelten zusätzlich noch sämtliche Zugangsmöglichkeiten außen durch Sperrgitter ab - unterstützt durch Saalordner der Burschenschaftsgruppen.
Ich kam zufällig etwa um halb drei Uhr nachmittags dort vorbei und bemerkte die zahlreichen Polizeiwägen sowie die Polizisten und weiters auch die außen stehenden Saalordner. Auf meine Nachfrage an einen der Polizisten erhielt ich die Auskunft, dass das Haus wegen einer geschlossenen Veranstaltung nicht betreten werden dürfe.
Die Einsatzkräfte der Polizei wollten mir zunächst den Zugang ins Haus verwehren, ließen mich aber passieren, nachdem ich mitteilte, dass ich Lehrbeauftragte an einem in diesem Haus befindlichen Institut sei, ich somit keine Studentin sei, sondern zum Personal der Universität Wien gehöre.
Der Zutritt zum Hörsaal, in dem die Veranstaltung stattfand, wurde mir von einem Saalordner verwehrt, indem er mich von der geschlossenen Hörsaaltür wegzerrte und sie somit für mich unpassierbar machte. Auf meinen Hinweis, dass ich zum Haus und somit zum Personal der Universität Wien gehöre, erfolgte die Reaktion, dass das uninteressant sei und dass niemand das Recht habe, diese Veranstaltung zu betreten. Da ich nicht riskieren wollte, zusammengeschlagen zu werden und überdies alleine war, insistierte ich nicht auf mein Zutrittsrecht.
Ich versuchte einige der Personen mit meinem Handy zu fotografieren; die Aufnahmelinse wurde mit einer Ausnahme per Hand verdeckt. Die Namensnennung der beteiligten Personen wurde mir verweigert.
Auf meine Nachfrage teilte mir der dort Dienst habende Polizeioffizier Folgendes mit:
Der Auftrag zum Schutz dieser Veranstaltung erfolgte über die Wiener Polizeidirektion.
Die Genehmigung für die Abhaltung dieser Veranstaltung und die Sperre des NIG wurde durch das Rektorat der Universität Wien erteilt.
Ich versuchte über das Internet Informationen zu dieser Veranstaltung herauszufinden. Diese Veranstaltung war weder auf einschlägigen Homepages noch auf der Homepage der Universität angekündigt - auch nicht in deren Veranstaltungskalender.