Anton Maegerle / bnr / 23. 6. 2009
65 Prozent der Stimmen will der amtierende Präsident Mahmud Ahmadinedschad bei der Präsidentenwahl am 12. Juni in der islamischen Republik Iran erhalten haben. Tatsächlich gibt es an dessen Wahlerfolg erhebliche Zweifel. Nach der Wahl überziehen Massenproteste das Land. Hunderttausende Demonstranten fordern Neuwahlen und demokratische Reformen im Iran. Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Wahlergebnisses hegt auch die internationale Staatengemeinschaft. Rechtsextremisten und Neonazis bekunden dagegen ihre Solidarität mit dem antisemitischen und antizionistischen Machthaber in Teheran. Der hatte in der Vergangenheit auch untergetauchte Holocaustleugner wie den Schweizer Jürgen Graf in Teheran aufgenommen. Postalisch firmierte der Justizflüchtling Graf unter "P.O. Box 19395/7161, Teheran".
"Herzlichen Glückwunsch zur Wiederwahl, Herr Präsident!", frohlockte die Deutsche Volksunion (DVU) unter Führung von Matthias Faust nach der angeblichen Wiederwahl des islamistischen Despoten. Das iranische Volk, so die DVU, habe "sich für den bescheidenen und selbstlos agierenden Mann aus dem Volk entschieden". Ahmadinedschad wird von der DVU als "kompromissloser Patriot" aus "dem Volk" gefeiert, gegen den sich "die selbsternannte Geldelite, die pfiffigen Kaufleute und westlich orientierten und vermögenden Angehörigen der Teheraner Oberschicht" verschworen haben.
Hocherfreut über das regierungsoffizielle Wahlergebnis für Ahmadinedschad zeigte sich auch der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt: "Was für ein Wunder, dort wurde anders gewählt, als es der westlichen Welt und ihrer jüdischen Lobby recht ist." "Offensichtlich", so Voigt, "ist die dortige Demokratie gefestigter und weniger erpreßbar als die westlichen Länder." Die Massendemonstrationen gegen das Teheraner Regime sieht Voigt durch Hetze aus dem Ausland verursacht. Demnach habe das Ausland "ein nachweisliches Interesse an chaotischen Verhältnissen". Zur Stellungnahme in Sachen Ahmadinedschad fühlte sich auch der nordrhein-westfälische NPD-Landesvorsitzende Claus Cremer berufen. Cremer bescheinigte Ahmadinedschad, "zu den letzten starken Führern dieser Erde" zu gehören, "welche offen und konsequent gegen die Ziele und Handlungen der USA, Israel und der 'westlichen Wertegemeinschaft' im Allgemeinen aufstehen und sich nicht der politischen Korrektheit beugen". Den in Deutschland lebenden Iranern rief Cremer zu: "Wenn Ihr jedoch mit den Abläufen in Teheran nicht einverstanden seid, solltet ihr die Gelegenheit nutzen und als Iraner im Iran protestieren, anstatt Eure Probleme in unsere Städte zu tragen. Geht doch zurück in die Heimat."
Der Stützpunkt Osnabrück der NPD-Jugend Junge Nationaldemokraten (JN) glorifizierte Ahmadinedschad auf seiner Homepage als "wahren Führer des Volkes", als "echten Volkspräsidenten". Gelobt wird dessen "Einsatz zur Wahrung der traditionellen Werte seines Volkes": "So ließ er amerikanisch geprägte Fast-Food-Restaurants schließen und gebot der Verbreitung von dekadenten Produkten der us-amerikanischen Musikindustrie als Trägern von volkszersetzenden Inhalten Einhalt." Sichtlich angetan zeigte sich der NPD-Nachwuchs darüber, dass Ahmadinedschad "auch nicht die Konfrontation mit der kapitalistischen Weltmacht USA und ihrem zionistischen Pedanten Israel" scheute: "Sein unerschrockenes Eintreten für die von Israel entrechteten und unterdrückten Palästinenser und für die Forschungsfreiheit in der Zeitgeschichte brachte ihm den Hass der zionistisch eingestellten Machthaber Israels und der USA ein." Als Beispiel dieser "Forschungsfreiheit" wird im Text ausdrücklich die Holocaustleugnerkonferenz genannt, die im Dezember 2006 von der Teheraner Führung zelebriert wurde. Veröffentlicht wurde die Erklärung der Osnabrücker JNler auf deren Homepage. Domaininhaber dieser Homepage ist Christian Fischer, Aktivist der verbotenen Heimattreuen Jugend Deutschland (HDJ), aus Vechta. Die neonationalsozialistisch ausgerichtete Aktionsgruppe Rhein-Neckar wünschte dem iranischen Volk "weiterhin ein Leben unabhängig von den Einflüssen und Kriegsdrohungen der verkommenen 'westlichen Wertegemeinschaft'".
Solidarität mit dem iranischen Präsidenten bekundete auch die Partei National Orientierter Schweizer (PNOS). "Es bleibt zu hoffen", so deren Statement, "dass er sich erfolgreich gegen die ausländischen Angriffe zur Wehr setzt und weiterhin Zionismus und Holocaust-Religion anprangert."