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Hans Kronberger und der "Tiefpunkt journalistischer Manipulation"

Neues von ganz rechts - März 2003

Nachdem der Text "Mit Saddam gegen die US-Weltherrschaft" online gegangen war, traf am 3. März im DÖW folgendes Schreiben von Dr. Kronberger per e-mail ein:

Sehr geehrte Damen und Herren, heute wurde mir Ihr Artikel "Mit Saddam gegen die US-Weltherrschaft?" übermittelt, und ich war erschüttert über das Niveau Ihrer Berichterstattung und Ihren manipulativen Umgang mit Informationen. Anstatt das Zitat von der "Umwandlung des gesamten Vorderen und Mittleren Ostens in ein amerikanisch-israelisches Protektorat" korrekt als eine Äußerung des amerikanischen Vizeaußenministers Paul Wolfowitz auszuweisen, unterstellen Sie mir diese Aussage als meine Interpretation der gegenwärtigen amerikanischen Kriegspolitik. Im Folgenden überbieten Sie sich noch selbst, indem Sie jenes Zitat mit der kürzlich geäußerten Behauptung von Peter Sichrovsky verbinden, mein "fanatischer Antiamerikanismus" und meine "fast absurde Anti-Israel-Haltung" hätten seinen Austritt aus der FP-Delegation veranlasst. Nicht nur "fast", sondern gänzlich absurd sind Sichrovskys Unterstellungen - das weiß jeder, der mich kennt. In Kenntnis der handelnden Personen haben auch sowohl der "Standard" als auch die "Kleine Zeitung", die "Presse", "News" und die "Wiener Zeitung" die Abwegigkeit dieser Behauptung erkannt.
In diesem Zusammenhang darf ich Sie auch darauf hinweisen, dass Herr Sichrovsky mir in Bezug auf meine Haltung gegenüber einem Irakkrieg nicht Rechtsextremismus vorgeworfen hat, sondern im Gegenteil eine Position, die "sonst nur von Linken oder Kommunisten vertreten wird". Tatsache ist, dass ich im Europäischen Parlament meine Stimme gegen einen völkerrechtswidrigen Präventivschlag erhoben habe - im Gegensatz zu Herrn Sichrovsky. Das Dokumentationsarchiv hatte einmal wissenschaftlichen Anspruch. Seine gegenwärtige Vorgangsweise stellt einen absoluten Tiefpunkt journalistischer Manipulation dar. Ein für allemal ist festzuhalten, dass meine gesamte journalistische und politische Arbeit der Beweis dafür ist, dass mir das von Herrn Sichrovsky unterstellte Denken völlig fremd ist. Ich erwarte eine sofortige Richtigstellung, gegebenenfalls behalte ich mir rechtliche Schritte vor.
Dr. Hans Kronberger


Am 4. März ging folgende Antwort an Dr. Kronberger:

Sehr geehrter Herr Dr. Kronberger,
Bezug nehmend auf Ihr Schreiben vom 3. 3. 03 darf ich Ihnen mitteilen, dass wir natürlich bereit sind, das inkriminierte Zitat als Äußerung des US-amerikanischen Vizeaußenministers Wolfowitz auszuweisen. Dazu bräuchte ich aber das Originalzitat im genauen Wortlaut und mit Quellenangabe, um welches ich Sie hiermit höflichst bitte.
Was die Behauptungen von Peter Sichrovsky betrifft, so haben wir schon im Artikel Ihr Dementi erwähnt. Auch wir haben Ihnen in Bezug auf Ihre Haltung zum Irak-Krieg nicht Rechtsextremismus vorgeworfen. Tatsächlich gibt es hier eine unausgesprochene Allianz von ganz links bis nach ganz rechts. (Und wenn Sie unsere Homepage genauer ansehen, werden Sie dort auch Kritik am linken Antiamerikanismus und Antisemitismus finden.)
Mit freundlichen Grüßen, H. Schiedel


In einer Antwort (5. 3.) versprach eine Mitarbeiterin von Dr. Kronberger, dass sie die gewünschte "Quellenangabe zum Zitat [...] so schnell wie möglich schicken" werde. Am 7. 3. wurde von Seiten des DÖW darüber hinaus angeboten, unabhängig von der Frage nach der Korrektheit des angeblichen Zitates von Paul Wolfowitz folgenden Satz in den inkriminierten Text einzufügen: "Auch in einem Brief an das DÖW weist Dr. Kronberger mit Nachdruck die Beschuldigungen von Peter Sichrovsky zurück und distanziert sich vor jedem Antisemitismus und Antiamerikanismus."

Auf dieses Angebot wurde nicht reagiert, vielmehr ging noch am 7. 3. ein weiteres e-mail von Dr. Kronbergers Mitarbeiterin ein. Dort heißt es u. a.:

"Er [Dr. Kronberger] besteht darauf, dass seine Antwort auf Ihren Text auf Ihrer Website veröffentlicht wird, da er in Ihrer Zusammenstellung der Informationen eine böswillige Verleumdung sieht. Er ersucht Sie, seine Antwort bis spätestens Montag Mittag auf die Website zu stellen, da er andernfalls umgehend rechtliche Schritte ergreift. [...] Was das Zitat über das 'amerikanisch-israelische Protektorat' anbelangt, so bezieht sich Herr Dr. Kronberger dabei auf einen Artikel des Redakteurs Hans Janitschek in der Kronenzeitung vom 17. 9. 2001, den ich Ihnen im Anhang mitschicke."


Ebenfalls noch an diesem Tag antwortete H. Schiedel:

"Unsere Vermutung hat sich als wahr herausgestellt: Es gibt das Wolfowitz-Zitat in dieser Form nicht, sondern nur eine Interpretation in einer für ihre Seriosität bekannten Qualitätszeitung. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, verlangt Herr Dr. Kronberger auf Basis dieser Quelle, dass wir 'das Zitat [...] korrekt als eine Äußerung des amerikanischen Vizeaußenministers Paul Wolfowitz' ausweisen. Und gleichzeitig soll unser Text einen absoluten Tiefpunkt journalistischer Manipulation' darstellen - verkehrte Welt ..."


Abschließend erreichte uns am 11. 3. ein weiteres e-mail Kronbergers, in dem es u. a. heißt:

"Mich als 'ganz rechts' (so der Titel Ihrer Darstellung) einzustufen, sehe ich als eine vorsätzliche Denunziation an. Außerdem erlaube ich mir Ihnen mitzuteilen, dass Kollege Sichrovsky in einem Telefonat mit mir seine Behauptung, ich hätte einer Bombardierung Jerusalems das Wort geredet, zurückgezogen hat."


Schließlich informierte uns auch Peter Sichrovsky am 17. 3. per e-mail:

"Bezüglich der Information Herrn Kollegen Kronbergers, ich hätte in einem Telefonat mit ihm meine Bemerkung zurückgezogen, er habe einst behauptet, man sollte doch lieber Jerusalem als Bagdad bombardieren, möchte ich Ihnen mitteilen, dass wir zwar telefonisch vereinbart hatten, nicht mehr in der Öffentlichkeit übereinander zu reden, er aber leider diese Bemerkung gemacht hat, was auch mein Kollege Dr. Hager jederzeit bestätigen kann."




PS: Die "Quelle" von Dr. Kronberger:

Am 17. September 2001 erschien in der Neuen Kronen Zeitung ein Bericht von Hans Janitschek und Kurt Seinitz, in welchem es unter anderem heißt:

"Wenn es nach dem stellvertretenden Verteidigungsminister der USA, Paul Wolfowitz, geht, werden einige Länder nicht nur zerstört, sondern überhaupt von der Landkarte verschwinden. Laut Schlagzeile der 'New York Times' über die gesamte erste Seite soll so genannten 'Schurkenstaaten' die letzte Stunde schlagen. Sie sollen in einem internationalen 'Protektorat' enden.
Wie amerikanische Militärexperten zögernd bestätigen, gibt es diesen so genannten 'Wolfowitz'-Plan bereits, der in mancher Hinsicht dem umstrittenen "Morgenthau"-Plan Präsident Roosevelts für das Nachkriegsdeutschland ähnelt. Laut Hans [sic!] Morgenthau, der Finanzminister im Kriegskabinett war, sollte Deutschlands industrielle Infrastruktur total gebrochen und das Land in eine Vielzahl von 'Agrarkolonien' umgewandelt werden. [...]
Der 'Wolfowitz'-Plan, den die 'New York Times' etwas voreilig als den Plan der Regierung bezeichnet, sieht die totale militärische, wirtschaftliche und politische Entmachtung ('Beendigung', englisch: 'ending') der so genannten 'Schurkenstaaten' vor, um sie dann unter den 'Schutz' von NATO und möglicherweise auch Israels zu stellen, um einen 'hundertjährigen Frieden' in Nahost endlich zu erzwingen."



Karl Pfeifer hat übrigens zu diesem Krone-Bericht einen treffenden Kommentar verfasst, wobei er sich auf die Druckversion bezieht (im Archiv von www.krone.at wurde aus "Hans" wieder Henry Morgenthau.):
http://www.ballhausplatz.at/johcgi/ball/TCgi.cgi?target=home&ID_News=1031

 

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