Wie die Geschichte des Rechtsextremismus zeigt, richtet sich das rebellische Moment des Autoritarismus stets gegen Jüdinnen und Juden, denen seit jeher unheimliche Macht zugeschrieben wird. Dabei wird das verhasste Feindbild nach Auschwitz jedoch nicht mehr beim Namen genannt und frontal angegriffen, vielmehr wird es insbesondere in Deutschland und Österreich gerne mit Codes wie etwa "Umerzieher" umschrieben. Zudem versteckt sich der Antisemitismus oft hinter dem Antiamerikanismus. So richtet Walter Marinovic in den rechtsextremen fakten seinen "Aufruf zum Ungehorsam" gegen die "Sieger von 1945", die es auch auf die Köpfe der Besiegten abgesehen hätten. Nun würden diese auch die deutsche Sprache zerstören. In der weltweiten Verbreitung der englischen Sprache und Slangausdrücke erkennt Marinovic den "Anspruch" der USA wieder, "die ganze Welt zu beherrschen". (fakten, 2/2012, S. 4) Als einen der Verantwortlichen für diese kulturelle und geistige Eroberung nach der "Katastrophe von 1945" entlarvt Marinovic einmal mehr "Theodor W(iesengrund) Adorno", den solcherart als Juden stigmatisierten angeblichen "Umerziehungspapst der 'Frankfurter Schule'". (Ebenda, S. 5)
Ein paar Seiten weiter erklärt auch Richard Melisch einmal mehr die Welt mit antisemitischen Stereotypen: Die USA stünden unter der Herrschaft von ein paar "Dutzend Meisterwucherer und Megaspekulanten", die "von der Wall Street aus" nach Belieben schalten und walten könnten. (Ebenda, S. 9)