"Warum dieser Haß?", fragte sich das freiheitliche Wochenblatt Zur Zeit (8/2015) und meinte damit - wenig überraschend - nicht den Antisemitismus im eigenen Lager, sondern die "Erzfeindschaft", welche laut Andreas Mölzer die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) gegen die FPÖ hege. Weil der ehemalige Europaparlamentarier "keine antisemitischen Ausfälle aus den Reihen der Strache-FPÖ" und stattdessen eine freiheitliche Solidarität mit Israel sehen will, kann er für die Kritik und Ablehnung seitens der verschiedenen IKG-Präsidenten nur die "antijüdische bis antisemitische" Vergangenheit des Dritten Lagers verantwortlich machen. Aber weil sich die FPÖ auch von ihren historischen "Irrwegen" klar und deutlich distanziert habe, bleiben als Gründe für den angeblichen jüdischen "Hass" nur die guten oder benötigten "Geschäftsbeziehungen" der IKG-Präsidenten Muzicant und Deutsch zur "mächtigen Wiener SPÖ" über (ebenda, S. 4).
Dass der von Mölzer im Editorial behauptete pro-israelische Richtungswechsel der FPÖ sich innerparteilich "anscheinend noch nicht vollkommen durchgesetzt" hat, räumt ein paar Seiten weiter hinten Redakteur Bernhard Tomaschitz ein (ebenda, S. 39). Auch der positive Bezug auf ein "christlich-jüdisches Abendland", der sich entgegen der anders lautenden Behauptung des Wiener Landtagsabgeordneten David Lasar (ebenda, S. 33) aber nicht im aktuellen FPÖ-Parteiprogramm findet, stößt so manchen an der deutsch-völkischen Basis übel auf. In Zur Zeit beschwerte man sich etwa darüber, dass vielerorts "das 'christlich-jüdische Erbe', das Europa wesentlich geprägt haben soll", beschworen werde: "Es hat den Anschein, die Begrifflichkeit des Abendlandes, die über Jahrhunderte nur das Christentum implizierte, soll von einer politisch korrekteren Definition abgelöst werden." (Zur Zeit 16-17/2011, S. 1)