Der neonazistische Bund freier Jugend (BFJ), dessen Aktivisten sich angesichts des polizeilichen Ermittlungsdruckes seit einiger Zeit mehrheitlich nur mehr "Freie Kräfte" nennen, sandte eine Grußbotschaft an die Teilnehmer eines Neonazi-Treffens in Lissabon am 20. Oktober, das ohne österreichische Delegation über die Bühne gehen musste.
Die Botschaft beginnt mit einem Hinweis auf die zentrale Bedeutung eines europäischen Zusammenschlusses von Neonazis. Mit den Grußworten wollten die oberösterreichischen Neonazis zeigen, dass sich die "Kampfgemeinschaft aus Österreich" als "Teil der europäischen Bewegung" sieht. Die "radikale Lösung", welche angesichts von "Überfremdung, Geburtenschwund, Identitäts- und Kulturverlust, Verschuldungszwang, Verkauf von Rohstoffen sowie Staatseigentum an internationale Großkonzerne und eine scheindemokratische korrupte und verantwortungslose Politiker-Bande an den Trögen der Macht" angeboten wird, klingt allzu bekannt: "Statt dem globalen Weltwirtschaftsmarkt bieten wir eine Wirtschaft an, die dem Volke dient (Volkswirtschaft) und nicht umgekehrt. Statt einer 'One World Gesellschaft' bieten wir die Volksgemeinschaft [...]. Statt der fremdbestimmten Europäischen Union bieten wir ein Europa der Völker und Vaterländer." Schließlich bezieht man sich auch noch zustimmend auf Herbert Schweiger, den "weltanschaulichen Vordenker" der deutsch-österreichischen Neonazi-Szene, und fordert mit ihm, dass zum Zwecke "Arterhaltung der weißen Rasse [...] sich alle germanischen, slawischen und romanischen Völker zusammenschließen [müssen]".
Gleich den Kameraden aus Oberösterreich müssen auch portugiesische Neonazis gegenwärtig "staatliche Repressionen über sich ergehen lassen". Für einen der "Gesinnungshäftlinge" macht man sich explizit stark: Mario Machado, der seine Gesinnung auch in Form eines am rechten Unterarm tätowierten Hakenkreuzes zur Schau stellt. Der Skinhead war im Juni 1995 an einer rassistisch motivierten Hetzjagd in Lissabon beteiligt. Die Übergriffe forderten damals neben zahlreichen Schwerverletzten ein Menschenleben. Insgesamt wurden elf Neonazis wegen Mordes und Körperverletzung verurteilt, unter ihnen Machado, der mehr als vier Jahre in "Gesinnungshaft" verbringen musste. Nach seiner Entlassung setzte er seinen Kampf zur "Arterhaltung der weißen Rasse" fort. Als Anführer der portugiesischen Frente Nacional ist er gern gesehener Gast auf Neonazi-Treffen in fast ganz Europa. Die BFJ-Aktivisten kennen ihn spätestens seit Februar 2006, als man gemeinsam an einem "Trauermarsch" für die Opfer des behaupteten "Bombenholocausts" in Dresden teilnahm. Im April dieses Jahres war Machado unter den Organisatoren eines Treffens in Lissabon, das jedoch von der Polizei schon im Vorfeld verhindert wurde. Bei Hausdurchsuchungen konnten Waffen und Munition beschlagnahmt und Machado wieder inhaftiert werden. Nachdem die drei mutmaßlichen BFJ-Kader im September aus der Welser Untersuchungshaft entlassen wurden, fordert man nun "Freiheit für Mario Machado!"