Der Tabubruch konnte nicht folgenlos bleiben: Nachdem die rechtsextreme Fraktion im Europäischen Parlament Identität - Tradition - Souveränität (ITS) unter maßgeblicher Beteiligung des FPÖ-MEP Andreas Mölzer sich gegenüber bekennenden Neonazis geöffnet hatte (Öffnung zum Neonazismus? »), gingen vormalige Weggefährten auf Distanz. So kündigte die Berliner Wochenzeitung Junge Freiheit (JF) nach zehn Jahren jede Zusammenarbeit mit Mölzers Zur Zeit auf. Die APA berichtete, dass JF-Chefredakteur Dieter Stein damit auf die "Kooperation" zwischen Mölzer und der neonazistischen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) reagierte. Der derart blamierte Publizist und Politiker zeigte sich in einer ersten Reaktion "mehr als verwundert". Mölzer bestritt jede Kooperation mit der NPD, es hätte sich bei inkriminiertem Treffen nur um einen "Meinungsaustausch" gehandelt. Auch behauptete er, seine "politische Tätigkeit als EU-Parlamentarier und als Mitglied der ITS-Fraktion" immer "klar getrennt" von seinem "Zivilberuf" als Zur Zeit-Chefredakteur und -Mitherausgeber ausgeübt zu haben. Weil Stein die deutsche Rechte weiterhin von ihrem neonazistischen und verfassungsfeindlichen Rand scharf abgrenzen will, muss er sich von Mölzer anhören lassen, das Geschäft der "Hüter der politischen Korrektheit" zu betreiben: "Wer sich derart heftig gegen eine Einigung der patriotischen Kräfte in Deutschland einsetzt, vertritt letztlich die Interessen der politisch-ideologischen Gegner." Der erfolgreiche Einiger der Euro-Rechten verweist auch auf das unterschiedliche Ausmaß der Normalisierung des Rechtsextremismus in Deutschland und Österreich, wenn er süffisant darauf hinweist, dass sein Blatt "staatliche Presseförderung" bekommt, während "die Junge Freiheit regelmäßig in den Berichten deutscher Verfassungsschützer vertreten" sei.
Der nunmehrige Bruch kam jedoch nicht überraschend: Schon vor dem Treffen mit der NPD in Straßburg ließ die staatlich geförderte Zur Zeit eine Distanzierung gegenüber Neonazis mehr und mehr vermissen. Im September begann man, "T-Hemden" mit einschlägigen Parolen (z. B. "100% unkosher") aus dem Neonazi-Milieu zu vertreiben. Auch setzt man sich nun offen für (mutmaßliche) Neonazis ein: So wird etwa gehofft, dass die spanische Justiz die "notwendige Widerstandskraft gegen politischen und medialen Druck aufbringt" und die Auslieferung Gerd Honsiks verweigert (Zur Zeit 38/2007, S. 25). Die jüngst aus der Untersuchungshaft entlassenen Kader des neonazistischen Bundes freier Jugend (BFJ) seien nur "Buben", die aufgrund ihrer "Gesinnung" verfolgt würden (Zur Zeit 39/2007, S. 7). Dass Europa "vom antichristlichen, jüdischen Geist beherrscht" werde und über die "durch den Holocaust sakrosankt gewordene Stellung der Juden" (ebenda, S. 19) konnte man hingegen schon früher im FPÖ-nahen Wochenblatt lesen.