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Landesräumlichkeiten für antisemitische Hetze?

Neues von ganz rechts - Oktober 2016

Trotz einer breiten Protestfront gegen die rechtsextreme Konferenz der "Verteidiger Europas" (siehe: Konferenz der "Verteidiger Europas": ReferentInnen und Aussteller) scheinen es die Verantwortlichen weiter ermöglichen zu wollen, dass diese in Landesräumlichkeiten über die Bühne gehen kann. Diese Bühne wird damit auch antisemitischer Hetze geboten, denn bei der Konferenz wird sich unter anderem das Grazer Monatsblatt Neue Ordnung präsentieren. Und dieses hat allein in den letzten beiden Ausgaben offene NS-Apologie und nicht minder offenen Antisemitismus propagiert.

 

Herausgeber und Identitären-Sympathisant Wolfgang Dvorak-Stocker sieht etwa "im Zweiten Weltkrieg [...] einen Existenzkampf des deutschen Volkes". Unter zustimmenden Bezug auf J. R. R. Tolkien fragt Dvorak-Stocker, ob nicht "ein Sieg des amerikanischen Kosmopolitismus für die Welt womöglich schlimmere Folgen zeitigen könnte als einer des Dritten Reiches". Nicht weniger Zustimmung erfährt die apologetische Sichtweise des Nationalsozialismus "als ein gescheiterter, kompromißloser, letztlich aber doch entschiedener Versuch der Selbstbehauptung Europas gegen die internationalen Großmächte in West und Ost". (Neue Ordnung II/2016, S. 42) Dvorak-Stocker erwartet, dass der im Entstehen befindliche "neue[r] nationale[r] Mythos [...] eine positive Neuinterpretation der Person Hitlers und des Nationalsozialismus miteinschließt". Jedoch könnte es schon zu spät sein, um mit einem erneuerten "Mythos" den "Weg" des (deutschen) Volkes "ins historische Erlöschen" noch abzuwenden. (Ebenda, S. 43)

 

Noch deutlicher wird eine Ausgabe später einmal mehr Friedrich Romig, der erörtert, was "deutsch" sei. Romig gibt schon im Untertitel die Antwort: "Deutsch sein heißt Christ sein!" Das "Aufwerfen 'der Judenfrage'" sei zur Klärung, was deutsch sei, unvermeidbar, habe aber "nichts mit rassistischem Antisemitismus zu tun" – weil die "meisten Juden [...] rassisch keine Semiten" und "auch wir Deutsche [...] nicht durch Merkmale der Rasse zu bestimmen" seien. Seine antisemitische Grenzziehung zwischen Deutschen und Juden will Romig darum auf "Geist und Seele eines Volkes" bezogen wissen. (Neue Ordnung III/2016, S. 45) Einmal mehr erhebt Romig den Gottesmordvorwurf gegen das "jüdische Volk", das auch danach nicht aufgegeben habe, das Christentum zerstören zu wollen. Etwa durch Vernichtung des "Heiligen", was "die hierarchische Gesellschaftsordnung" aufgelöst habe: "Gleichheit wird zum Gebot, Unterschiede an Würde, Herkunft, Geschlecht, Rasse, Religionszugehörigkeit verlieren ihre Bedeutung, Diskriminierung verbietet sich." Jüdisches Denken sei "zutiefst 'ruhelos'", weshalb "die 'jüdische Seinsweise' [...] seit jeher das Wandern, das Umherschweifen des Nomaden" sei, "vom unbezwingbaren Hang [geprägt], Grenzen niederzureißen". (Ebenda, S. 46) Romig, der den "Jude[n]" als den "geborene[n] Revolutionär" bezeichnet, kommt zum wenig überraschenden Schluss: "Deutsch sein heißt Christ sein und Christ sein heißt nicht Jude sein." (Ebenda, S. 47, kursiv im Original) In den Literaturverweisen finden sich u. a. ein Text des Holocaustleugners Gerard Menuhin und eine Handreichung von Klerikern, für die "kein Zweifel" bestehe, "daß Juden auch als die Urheber der Freimaurerei und des Kommunismus (jetzt Globalismus, Feminismus usw.) anzusehen seien und sich zur Zerstörung der Kirche verschworen haben". (Ebenda, S. 47 f.)

 

Wie gut solche Hetze auf die Linzer Konferenz passt, zeigt sich auch daran, dass die Veranstalter von Info Direkt immer wieder ähnliche Töne anschlagen: So war schon im Sommer 2015 dort von einer "unheilige[n] Allianz aus Hochfinanz und Asyl-Industrie" zu lesen. Und Mitte Oktober 2016 titelte Info Direkt auf seiner Homepage: "Rothschild Asyl-Industrie verdreifacht Umsatz". Ob und inwieweit die Teilnahme von FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl an dieser Konferenz sich mit den freiheitlichen Distanzierungsversuchen vom Antisemitismus verträgt, bleibt sein Geheimnis und das der Parteiführung.

 

 

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