Neben dem alljährlich parallel zur Vienna Pride abgehaltenen "Marsch für die Familie" zeigt auch der heuer am 16. Oktober durchgeführte "Marsch fürs Leben" einmal mehr Verbindungen zwischen der extremen Rechten und traditionalistisch bis fundamentalistisch katholischen Organisationen und Einzelpersonen auf. Unter den Anwesenden der diesjährigen Veranstaltung auf dem Wiener Stephansplatz befanden sich unter anderem Personen aus dem Umfeld der rechtsextremen Identitären Bewegung, deren Anführer Martin Sellner hatte im Vorfeld zur Teilnahme aufgerufen. Keine Berührungsängste zeigte umgekehrt auch der Mitorganisator des Marsches Alexander Tschugguel, der sich zwei Tage nach der Veranstaltung als Gast im Podcast der rechtsextremen Zeitschrift Info-DIREKT einfand. Bereits im Juni hatte Tschugguel an derselben Stelle zum Widerstand gegen eine EU-Initiative aufgerufen, die ihm zufolge zu "kostenlosen Abtreibungen, verpflichtendem Gender-Mainstreaming sowie verpflichtendem LGBT-Unterricht" führen würde. Davor war Tschugguel etwa an der Seite Ewald Stadlers (ehemals FPÖ und BZÖ) für die Splittergruppe REKOS – Die Reformkonservativen zur Europawahl 2014 angetreten oder hatte sich für das in Deutschland aktive, antifeministische Bündnis Demo für alle engagiert.
Im aktuellen Podcast wird der "Marsch fürs Leben" als "größte Lebensschutz-Veranstaltung Österreichs" bezeichnet, auf welcher "offen für ein Ende der Abtreibung und derzeit vor allem für die Nichteinführung der Euthanasie geworben und demonstriert wird". Der Begriff "Euthanasie" (in Kontext der Debatte um Sterbehilfe bzw. assistierten Suizid) und der damit verbundene, assoziative Verweis auf die nationalsozialistischen Medizinverbrechen wurde nicht nur in dieser Sendung von Tschugguel bemüht, sondern auch in mehreren der am Stephansplatz gehaltenen Reden. Die Sprecherin für den italienischen Pro Vita-Ableger, Anna Bonetti, ließ es bei der Insinuation nicht bewenden und verglich die Möglichkeit der Abtreibung explizit mit dem "Horror vergangener Eugenik".