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Alte Motive, neue Medien: Antisemit zu Gast im österreichischen Parlament

Neues von ganz rechts - Oktober 2023

Am 13. Oktober veröffentlichte die rechtsextreme Plattform AUF1 einen gesprochenen Kommentar ihres Chefredakteurs Stefan Magnet zum laufenden Gaza-Krieg. Dieser verbreitet die Botschaft einer grundsätzlichen Andersartigkeit von „Juden und Moslems“ und ist durchzogen von Eurozentrismus, Rassismus und antisemitischen Klischees. Der Nahostkonflikt werde, so Magnet, durch „biblischen Hass“ angetrieben. In ihren heiligen Texten sei dieser „Juden“ wie „Muslimen“ vorgeschrieben. Auch wenn „viele Muslime […] und viele Juden […] vordergründig nicht nach den alten Gesetzen“ handeln würden, wirkten die „religiösen Lehren“ in ihnen fort – „vor allem dann, wenn ein blutiger Kampf tobt, bei dem sich Menschen scheinbar selbst ihres Menschseins entledigen.“

Magnet bemüht damit den alten antisemitischen (und inzwischen in das Repertoire des antimuslimischen Rassismus übernommenen) Topos, wonach „die heiligen Schriften der Judenheit […] voll mit Hass auf alle Nichtjuden“ seien. Als (wie so oft: jüdischen) Kronzeugen präsentiert er den Holocaust-Leugner Gilad Atzmon, dem es „wichtig“ sei nachzuweisen, dass „auch nicht-religiöse Juden von diesem Überlegenheitsgefühl“ gegenüber Nicht-Juden „beseelt“ seien. So lehnten sie, „wenn sie in anderen Staaten leben“, auch „den Gedanken der Anpassung, der Assimilation meist ab“, weiß Magnet unter Bemühung eines weiteren antisemitischen Klischees zu berichten.

Zustimmend zitiert er auch Atzmons Behauptung, wonach „der tödliche Geist der Schriften“ in das „Wesen der modernen jüdischen politischen Diskurse eingezogen“ sei. „Wir in Europa“ hätten dagegen erkannt, dass „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ nur Leid verursache und Gewalt nicht mit Gegenwalt zu beantworten sei. Magnets Hauptfeindbild, die „Global-Eliten“, würden dagegen „Gewalt rücksichtslos“ einsetzen. Europa müsse darum einen „eigenen Weg gehen und diesen wehrhaft verteidigen gegen alle raumfremden Mächte“, wie Magnet unter offener Bezugnahme auf den NS-Juristen Carl Schmitt fordert.

Dass AUF1 auch für „raumfremde Mächte“ Sympathien aufzubringen vermag, sofern diese die eigenen Feindbilder teilen, zeigt ein drei Tage zuvor ausgestrahltes Interview mit dem Islamisten und Propagandisten des iranischen Mullah-Regimes Yavuz Özoğuz. Ihm blieb es dabei vorbehalten, Gaza als „das größte Konzentrationslager der Welt“ zu bezeichnen und eine friedliche Koexistenz in Nahost vom „Untergang des aktuellen Imperiums“, der „Dollarmacht“ und „der westlichen Welt“ überhaupt abhängig zu machen, die auch eine „Befreiung Deutschlands“ bedeuten würde.

Am 12. Oktober wiederum war Stefan Magnet im Zentrum der österreichischen Demokratie, dem Parlament in Wien, zu Gast. Entgegen seiner eigenen Darstellung auf dem Messengerdienst Telegram handelte es sich bei der Einladung freilich um kein parlamentarisches „Experten-Hearing“, für das er „nominiert“ worden wäre, sondern um eine Veranstaltung der Partei-Vorfeldorganisation Freiheitlicher Akademikerverband im FPÖ-Klub. Dort trat Magnet bei einer Podiumsdiskussion über Journalismus und „Freie Medien“ in Österreich an der Seite von Freilich-Herausgeber Heinrich Sickl und FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker auf.

 

 

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