Im Zuge des Kriegs, den die Deutsche Wehrmacht am 22. Juni 1941 nach monatelangen Vorbereitungen gegen die Sowjetunion begann, erreichte die NS-Judenverfolgung eine neue Qualität: In den eroberten Gebieten der Sowjetunion wurde mit der systematischen Massenvernichtung begonnen, die 1942 auch auf die übrigen Länder des deutschen Machtbereichs ausgedehnt wurde.
Bild: Vermutlich Opfer des Pogroms am 30. Juni und 1. Juli 1941 in Lemberg, Innenhof des Brygidki-Gefängnisses. Daneben bzw. im Hintergrund Angehörige der Deutschen Wehrmacht. (Foto: DÖW)
Mehr als 3000 Juden und Jüdinnen wurden nach der Einnahme Lembergs (Lwiw, Galizien) durch die Deutsche Wehrmacht am 30. Juni 1941 innerhalb weniger Tage von ukrainischen Milizen und der Einsatzgruppe C, aber auch von ukrainischen Zivilisten ermordet.
Bild: Exekution durch Einsatzgruppen in der Sowjetunion, undatiert. Das Foto wurde von einem Soldaten aufgenommen und im Frühjahr 1945 an eine Bekannte geschickt, die als Gegnerin des NS-Regimes galt. (Foto: DÖW)
Die Einsatzgruppen - bestehend aus Einheiten der Sicherheitspolizei (= Gestapo und Kripo) und des Sicherheitsdienstes (SD) der SS - hatten in Osteuropa die Aufgabe, als mobile Tötungskommandos angebliche politische Gegner und "rassisch Unerwünschte" zu liquidieren.
Bild: Sowjetische Kriegsgefangene im KZ Mauthausen. Nur wenige von den in das KZ Mauthausen-Gusen eingelieferten sowjetischen Kriegsgefangenen überlebten. (Foto: DÖW)
Nach der deutschen Niederlage vor Moskau im Kriegswinter 1941 wurde unter dem Druck des Arbeitskräftemangels trotz ideologischer rassistischer Bedenken der "Russeneinsatz" beschlossen. Nachdem man 1941 60 Prozent der 3,350.000 sowjetischen Kriegsgefangenen hatte verhungern lassen, begann im Februar 1942 der Masseneinsatz der noch lebenden Kriegsgefangenen. Wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes konnten diese vorerst nicht wie vorgesehen in der Rüstungsindustrie verwendet werden. Sie wurden daher in die Landwirtschaft umdirigiert. Um dennoch sofort weitere Arbeitskräfte für die Industrie zu bekommen, ging man zur gewaltsamen Aushebung von sowjetischen ZivilarbeiterInnen über. Im Februar und April 1942 wurde analog zu den Polenerlassen vom März 1940 eine entsprechende rassistische Behandlung der sowjetischen ZivilarbeiterInnen in den sogenannten "Ostarbeiter-Erlassen" beschlossen.
Der russische Kriegsgefangene Iwan Belkin (Bielkin, geb. 27. 12. 1922) wurde am 12. 4. 1944 von der Gestapo Wien erkennungsdienstlich erfasst. Er wurde am 28. 4. 1944 in das KZ Mauthausen überstellt und kam dort am 8. 7. 1944 um. (Foto: Wiener Stadt- und Landesarchiv)
Die Leugnung der NS-Kriegsschuld ist eines der Hauptthemen des "Revisionismus". "Revisionistische" Umdeutungen des NS-Regimes und seiner Verbrechen haben - etwa mit der These, beim Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion habe es sich um einen "Präventivkrieg" gehandelt - über den Bereich des organisierten Neonazismus und Rechtsextremismus hinaus Publizität erhalten.