Ing. Erich Herzl war Mitbegründer des Vereins "Initiative Riga" und maßgeblich an der Errichtung eines Mahnmals für die nach Riga deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden beteiligt. Herzl, über Jahrzehnte Freund und Unterstützer des DÖW, starb am 10. Juni 2013 im 93. Lebensjahr.
Erich Herzl als Angehöriger
der britischen Armee
(Foto: Privatbesitz)
Erich Herzl, 1920 in Wien in eine jüdische Kaufmannsfamilie geboren, flüchtete im Februar 1939 über Belgien nach Großbritannien, wo er sich zunächst als Landarbeiter durchschlug. Von Mai 1940 bis Jänner 1941 war er - wie auch andere österreichische Flüchtlinge - als Enemy Alien auf der Isle of Man interniert. In der Folge schloss er sich in London der Jugendorganisation Young Austria an. Aus dieser Zeit rührte auch seine lebenslange Freundschaft zum damaligen Sekretär von Young Austria und späteren Gründer und wissenschaftlichen Leiter des DÖW Herbert Steiner (1923 - 2001). 1944 meldete sich Herzl zur britischen Armee und war als Techniker und später als Dolmetscher in Kriegsgefangenenlagern in Großbritannien im Einsatz.
Nach der Rückkehr nach Österreich war er als leitender Direktor in einer internationalen Transportfirma, in der Folge u. a. als langjähriger Direktor in einem Wiener Privatspital tätig. Wieder in Österreich musste Herzl aber auch erfahren, dass seine Eltern - im Dezember 1941 nach Riga deportiert – Opfer der Shoah geworden waren. Seinem unermüdlichen Einsatz ist die Errichtung einer Gedenkstätte für die Jüdinnen und Juden, die nach Riga deportiert wurden und dort im Ghetto zugrunde gingen oder in den umliegenden Wäldern ermordet wurden, zu verdanken. Nur ungefähr 800 der insgesamt 20.000 nach Riga deportierten Männer, Frauen und Kinder überlebten die Selektionen, das Ghetto und die verschiedenen Konzentrationslager, darunter befanden sich auch etwa 100 österreichische Jüdinnen und Juden. Die Gedenkstätte wurde Ende November 2001 im Bikernieki Wald, Riga eingeweiht.
"Das Trauma mit dem nicht vorhandenen Grab meiner ermordeten Eltern belastete mich sehr. Ich wandte mich an das Schwarze Kreuz und nach zehn Jahren mühseliger, letztlich erfolgreicher Arbeit gelang es mir, die Gedenkstätte Riga zu errichten. Ich wollte für meine Eltern eine würdige Grabstätte schaffen."
Aus dem Beitrag von Erich Herzl in: Sonja Frank (Hrsg.), Young Austria. ÖsterreicherInnen im britischen Exil 1938-1947. Für ein freies, demokratisches und unabhängiges Österreich, Wien 2012, S. 244.
Der begnadete Organisator Herzl, der sich nicht zuletzt als Zeitzeuge in Schulen darum bemühte, die Ermordeten dem Vergessen zu entreißen, gab auch den Anstoß zu einem Wiedersehenstreffen von rund 400 ehemaligen Young Austrians 1988 im Wiener Rathaus; eine kleinere Gruppe traf sich seither einmal jährlich. Herzl, für sein Engagement vielfach ausgezeichnet, initiierte zuletzt die von Sonja Frank 2012 herausgegebene Publikation Young Austria. ÖsterreicherInnen im britischen Exil 1938-1947.