Nationalratsabgeordneter a. D. Ing. Ernst Nedwed, geboren am 26. Mai 1929 in Wien, verstarb am 24. November 2013. Dazwischen liegen 84 Jahre voller Aktivität und Engagement - auch als langjähriges Mitglied des Stiftungsrats des DÖW und Vizepräsident des Vereins DÖW.
Nach der Pflichtschule absolvierte Ernst Nedwed die Höhere Technische Lehranstalt im vierten Wiener Gemeindebezirk in der Fachrichtung Maschinenbau und war in der Folge als Fachbeamter des technischen Dienstes der Stadt Wien tätig, wobei ihm der Titel Ingenieur verliehen wurde. Für die Sozialdemokratie war er nach Kriegsende 1945 viele Jahre in der Sozialistischen Jugend tätig; in den 1960er-Jahren war er Funktionär der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, zwischen 1969 und 1978 vertrat er die SPÖ im Wiener Landtag und Gemeinderat, 1978 bis 1992 war er Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat. Vor allem der Bildungsarbeit und der Aufklärung über die NS-Zeit schenkte Nedwed zeitlebens seine Aufmerksamkeit.
Ernst Nedwed im DÖW, 2000
DÖW Foto 10.411
Im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes beteiligte sich Ernst Nedwed ebenso regelmäßig wie lebhaft an Sitzungen und Veranstaltungen. Ab Mitte der 1980er-Jahre leitete er den Wiener Landesverband, ab 2007 den Bund der Sozialdemokratischen FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen.
Gemeinsam mit Oskar Wiesflecker (Bundesverband österreichischer WiderstandskämpferInnen - KZ-Verband) und Dr. Gerhard Kastelic (ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich) initiierte Ernst Nedwed als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Verbände und WiderstandskämpferInnen Österreichs die Broschüre zum ersten Österreichertransport in das KZ Dachau (Wolfgang Neugebauer / Peter Schwarz, Stacheldraht, mit Tod geladen … Der erste Österreichertransport in das KZ Dachau 1938, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Verbände und WiderstandskämpferInnen Österreichs, Wien 2008). Insbesondere machte sich Ernst Nedwed um die Erinnerung an den Widerstandskämpfer und Gewerkschafter Josef Hindels, mit dem ihn eine lange Freundschaft verband, verdient. Er regte die Herausgabe eines autobiographischen Textes von Hindels durch das DÖW und den Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen an, für den er auch Unterlagen zur Verfügung stellte und das Nachwort verfasste (Josef Hindels, Bekenntnis eines linken Sozialisten, Wien 1996). Später folgten zwei weitere Publikationen, die er (mit-)herausgab (Michael Häupl / Ernst Nedwed / Peter Pelinka [Hrsg.], Josef Hindels - Gegen den Strom: Festschrift zum 70. Geburtstag von Josef Hindels, Wien 1985; Ernst Nedwed [Hrsg.], Josef Hindels - Mit der Feder und dem Wort. Eine Bibliografie von Herbert Exenberger, Wien: Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer 2006). Nedwed erinnerte aber auch an die sozialistische Widerstandskämpferin Rosa Jochmann (Ernst Nedwed, Für euch Junge haben wir gekämpft und gelitten, in: Wer war Rosa Jochmann. Dokumente - Berichte - Analysen, hrsg. von Franz Richard Reiter, Wien 1997, S. 128-134).
1998 schrieb Ernst Nedwed in Der Sozialdemokratische Kämpfer über die notwendige Bildungsarbeit insbesondere mit Jugendlichen, die durch sieben Jahre Nationalsozialismus beeinflusst waren:
"Die wichtigste Aufgabe blieb in all den Jahren seit 1945, demokratisch gesinnte Verbündete zum Kampf gegen die 'Gefahr von Rechts' zu gewinnen. Zeitzeugen aus dem Widerstand und aus den Konzentrationslagern [...] haben einen bedeutenden Anteil an der Verbreitung der Wahrheit über die 'Zeit ohne Gnade'."
(Ernst Nedwed, Antifaschismus - Jugend - Bildungsarbeit, in: Der Sozialdemokratische Kämpfer, Nr. 10-12/1998, S. 12 ff.)
In diesem Artikel würdigte Ernst Nedwed die Tätigkeit der ZeitzeugInnen, die Arbeit des DÖW, der Zeitschrift Der Sozialistische (später: Sozialdemokratische) Kämpfer und des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen - er selbst aber war ein unersetzlicher Teil all dieser und ähnlicher Institutionen, Initiativen und Gemeinschaften. Er organisierte, initiierte, nahm ein ganzes Leben lang teil an allen antifaschistischen Bemühungen des Landes und vor allem seiner Heimatstadt Wien.
An Ernst Nedwed erinnert DÖW-Mitarbeiterin Christine Schindler.