Julius Madritsch: Menschen in Not
Lesung aus der 1946 von Julius Madritsch veröffentlichten Broschüre "Menschen in Not" von Hannah Hohloch und Karl Vybiral, 9. Mai 2022
Der Wiener Textilkaufmann Julius Madritsch wurde nach seiner Einberufung zur Wehrmacht ins Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete versetzt und verwaltete in Krakau zwei "arisierte" Konfektionsbetriebe.
Nach der Zwangsumsiedlung der Krakauer jüdischen Bevölkerung in den Stadtteil Podgórze im März 1941 gestatteten die Besatzungsbehörden Madritsch die Errichtung eines Textilbetriebs innerhalb des Ghettos; später kam noch eine Filiale in der östlich von Krakau gelegenen Stadt Tarnów dazu, in der Madritsch ebenfalls Juden und Jüdinnen beschäftigte, darunter MusikerInnen und SchauspielerInnen, die von der Textilarbeit keine Ahnung hatten, deren Arbeitspensum aber von den übrigen ArbeiterInnen erledigt wurde.
So konnte er hunderten Menschen das Leben retten. Er sorgte für humane Arbeitsbedingungen sowie erhöhte Nahrungsmittelrationen für die jüdischen ZwangsarbeiterInnen, ermöglichte einigen von ihnen die Flucht aus dem Krakauer Ghetto und schmuggelte Nahrung hinein.
1964 zeichnete die israelische Gedenkstätte Yad Vashem Madritsch mit der Medaille "Gerechte unter den Völkern" aus.
Begrüßung und historische Einführung:
Winfried R. GARSCHA (DÖW)
Lesung:
Die Schauspielerin Hannah HOHLOCH und Karl VYBIRAL lesen aus der 1946 von Julius Madritsch veröffentlichten Broschüre „Menschen in Not“.
Ort:
Veranstaltungsraum Ausstellung Dokumentationsarchiv, Altes Rathaus, Wipplingerstraße 6-8, 1010 Wien (Eingang im Hof)
Zeit:
Montag, 9. Mai 2022, 17.30 bis 19.30 Uhr
Anmeldung und Auskunft bei:
Literaturhinweis:
Andrzej Selerowicz / Winfried R. Garscha, Zwei Wiener SS-Männer in Krakau, DÖW Jahrbuch 2014.