Franz Hahn, geb. 1913 in Nové-Zámky (Slowakei), in Wien aufgewachsen, Arzt. Als Jugendlicher Mitglied des Republikanischen Schutzbunds und der Roten Falken. Oktober 1942 gemeinsam mit seiner Mutter Deportation in das Ghetto Theresienstadt, von dort am 23. Oktober 1944 nach Auschwitz, wenige Tage später in das KZ Oranienburg und weiter in eines der Kauferinger Lager (Außenlager von Dachau). Während des "Evakuierungstransports" Befreiung durch amerikanische Truppen in der Nähe von München.
Rückkehr nach Wien.
Verstorben 2000.
Am 11. März [1938] habe ich meine Schwester zum Westbahnhof begleitet, sie war Auslandsösterreicherin. Sie ist zuerst in die Schweiz gefahren und dann nach Frankreich zu meinem Schwager. Sie ist nur nach Wien gekommen, um für Schuschnigg zu wählen. [Gemeint ist die für den 13. März 1938 geplante Volksbefragung.] Mein Schwager war geschäftlich verhindert. Am Vormittag des 11. März läutete das Telefon. Mein Schwager hat aus Paris angerufen und gesagt, sie soll sofort zurückfahren. Hat sie gesagt: "Ist doch verrückt, ich bin zur Wahl gekommen!" Also im Ausland hatte man mehr Ahnung gehabt als wir blöden Österreicher. Am Nachmittag hab ich sie also zum Westbahnhof gebracht. Sie hat sich mit dem Schlafwagenschaffner, den sie gekannt hat, weil sie immer hin- und hergefahren ist, unterhalten und dann zu mir gesagt: "Du, Franzl, der Schlafwagenschaffner nimmt dich für" - ich weiß nicht mehr genau – "300 Mark illegal mit in die Schweiz." Ich lehnte aber ab: "Du, schau! Zu Haus sitzt die Mutter allein. Jetzt gehen die Nazi los, jetzt hörst sie schon singen. Da soll ich die Mutter allein zu Hause lassen? Fahr du schön in die Schweiz, von draußen kannst mir vielleicht helfen." Ich wollte die Mutter nicht allein lassen, ich hab mich in die Stadtbahn gesetzt, bin nach Hause gefahren. Ich hab zur Mutter gesagt: "Ich geh in kein Konzentrationslager. Wenn es heute nacht läutet, dann schau ich, wer 's ist. Und wenn sie mich abholen kommen, da ist meine Pistole, ich hab 36 Schuss, das sind 34 Nazi, du und ich. Ich geh nicht aus der Wohnung." Ich hab die Eingangstüre verbarrikadiert, hab nachgeschaut, ob die Pistole in Ordnung ist, und hab sie unter den Kopfpolster gelegt und habe geschlafen. Es hat nicht geläutet. Ich habe die Pistole und die Munition erst am Abend des 10. November weggeworfen, wie alles vorbei war und sie mich nicht geholt haben. Damals habe ich dann gesagt, man soll seinen Schutzengel nicht so strapazieren, und hab die Pistole weggeworfen.