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Name russisch: Фасс Герман Иозефович (Иосифович)
Geboren: 21.02.1905, Brzozów (Galizien)
Beruf: Arzt
Letzter Wohnort in Österreich: Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 01.12.1934
Wohnorte in der Sowjetunion: Sančursk (Kirovskaja obl.), Balašicha (Moskovskaja obl.)
Anklage: sozial gefährliches Element
Urteil: 27.02.1940, Sonderberatung (OSO), 3 Jahre Gefängnis
Rehabilitiert: 16.07.1957, Militärtribunal des Wehrkreises Ural
Emigrationsmotiv: KP-Emigration
Schicksal: überlebte
Der 1905 in Brzozów (Galizien) geborene Hermann Fass war der Sohn eines kleinen Beamten und ehemaligen Offiziers jüdischer Abstammung aus Galizien, der nach dem Kriegsausbruch 1914 mit seiner Familie von Galizien nach Wien flüchtete. In Wien studierte Hermann Fass Medizin, er wurde 1930 promoviert. Er war ab 1920 Mitglied des KJV, ab 1923 der KPÖ. In den Fraktionskämpfen der Jahre 1923-1927 engagierte er sich an der Seite von Karl Tomann und Franz Koritschoner. Später war er auch Funktionär der Roten Hilfe. Weil ihm die österreichische Staatsbürgerschaft verwehrt wurde, konnte Fass, der als Mediziner auf Haut- und Geschlechtskrankheiten spezialisiert war, keine Anstellung als Arzt erhalten, so dass er in Spitälern (u.a. im Wilhelminenspital und in Neunkirchen) gratis hospitieren musste. Er lebte von Privatstunden, privaten medizinischen Untersuchungen und Urlaubsvertretungen.
Nach den Kämpfen im Februar 1934 wurde Fass bezahlter Funktionär der Roten Hilfe. Als er von der Polizei gesucht wurde, flüchtete er im Oktober 1934 in die ČSR; Anfang Dezember gelangte er - unterstützt von der Roten Hilfe - nach Moskau. Seinem Ansuchen um den Status eines Politemigranten wegen Gefährdung in Österreich wurde am 23. Dezember 1934 stattgegeben, allerdings mit der Auflage, die sowjetische Staatsbürgerschaft anzunehmen und einen Arbeitsplatz außerhalb Moskaus zu akzeptieren. Wegen seiner Verbindungen zu Ernst Bettelheim, zu dem er schon in Wien Kontakt hatte, wurde er aus der Partei ausgeschlossen.
Wann Fass verhaftet wurde, ist nicht bekannt, er hat wahrscheinlich mehrere Jahre in Untersuchungshaft verbracht. Am 27. Februar 1940 wurde Fass als sozial-gefährliches Element zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Im März 1942 wurde er in die Rote Armee einberufen. Er diente als Arzt, bis er 1948 demobilisiert wurde. Danach arbeitete er wieder im Krankenhaus von Sančursk, wo er schon ab etwa 1938 tätig gewesen war. Um das Jahr 1960 übersiedelte er zusammen mit seiner Frau oder Lebensgefährtin (die beiden waren nur rituell getraut) Dr. Adele Wiesenfeld nach Balašicha in der Nähe von Moskau, wobei ihn die KPÖ mit einer Empfehlung unterstützte.
Sowohl Adele Wiesenfeld, Kinderärztin von Beruf, als auch seine Schwester Rosa Fass, die als Lehrerin arbeitete, wurden in der UdSSR verhaftet. Über die Mutter von Fass, die seit 1924 in der UdSSR lebte, ist nur bekannt, dass sie etwa 1937 aus der VKP (b) ausgeschlossen wurde und ihren Sohn bei der Komintern denunziert haben soll.
Quelle: RGASPI, lists.memo.ru