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Name russisch: Фердини Фриц Фридрихович (Фридрих Давыдович)
Geboren: 20.01.1892, Mistelbach (NÖ)
Beruf: Schlosser
Letzter Wohnort in Österreich: Mistelbach (NÖ)
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1930
Wohnorte in der Sowjetunion: Kolomna (Moskovskaja obl.)
Verhaftet: 23.08.1937, Kolomna
Anklage: Spionage, Sabotage
Urteil: 01.02.1938, Ausweisung
Rehabilitiert: 02.10.1989, Militärstaatsanwaltschaft des Moskauer Wehrkreises
Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration
Schicksal: ausgewiesen
Friedrich Ferdiny wurde 1892 in Mistelbach geboren. Er machte eine Lehre als Schlosser bei der niederösterreichischen Landesbahn, bei der er auch nach der Lehrzeit weiter beschäftigt war. 1913 meldete er sich freiwillig zum Militärdienst. Nach dem Ersten Weltkrieg trat Ferdiny in die Volkswehr ein, wurde 1920 entlassen und arbeitete dann bis 1923 bei Waagner-Biró in Wien-Stadlau. 1920 trat Ferdiny in die KPÖ ein und wurde Obmann der Ortsgruppe in Mistelbach. Nach dreijähriger Arbeitslosigkeit bekam er 1926 eine Anstellung bei der russisch-österreichischen Handelsgesellschaft RATAO (Русско-австрийское торговое акционерное общество) in Wien. Als diese 1930 liquidiert wurde, wanderte Ferdiny zusammen mit seiner Frau im September 1930 nach Russland aus. Bereits in Wien erhielt er einen Arbeitsvertrag als Werkmeister in der Kujbyšev-Maschinenbaufabrik in Kolomna in der Nähe von Moskau.
Ferdiny wurde am 23. August 1937 in seiner Wohnung verhaftet, nach Moskau in die Lubjanka gebracht und nach einem Tag in die Butyrka überstellt, wo er im September und Oktober 1937 zwanzig Mal verhört wurde. Am 23. Februar 1938 wurde Ferdiny über die polnische Grenze abgeschoben und reiste mit Hilfe des österreichischen Konsulats in Warschau weiter nach Österreich. In Mistelbach fand er Arbeit bei der Stadtverwaltung im Straßenbau. In der UdSSR hatte Ferdiny ab 1930 der VKP (b) angehört, er war aber 1935 ausgeschlossen worden, weil er österreichischer Staatsbürger bleiben wollte. 1936 hatte er ein Ansuchen um sowjetische Staatsbürgerschaft eingereicht, das aber bis zu seiner Verhaftung nicht erledigt worden war.
Ferdinys Aussagen am Polizeikommissariat der Gestapo in Mistelbach (Mai 1938) sind insofern bemerkenswert, als er die Sowjetunion weiterhin eher positiv darstellte: die Behandlung in den sowjetischen Gefängnissen sei nicht schlecht und auch nicht gut zu nennen, von einer Unterdrückung des Deutschtums sei ihm nichts bekannt und in Zwangslagern würden lediglich "asoziale Elemente, Arbeitsscheue und auch Verbrecher untergebracht".
Ferdinys Frau Anna, die Leiterin eines Betriebskindergartens gewesen war, kehrte im April 1938 nach Österreich zurück. Mehrere Mitglieder des in der Kujbyšev-Maschinenbaufabrik ausgehobenen "Spionagerings" wurden gegen Jahresende 1937 erschossen, u. a. Karl und Friedrich Borosch aus Hamburg und Wilhelm Lubs aus Berlin.
Quelle: Politisches Archiv des AA, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), ÖStA, lists.memo.ru