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Name russisch: Сладкий Алойз (Кройзенбруннер Франц Карлович)
Geboren: 09.02.1915, Pressburg (Pozsony, heute Bratislava)
Beruf: Uhrmacher
Letzter Wohnort in Österreich: Steyr (OÖ)
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 03.06.1934
Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau
Verhaftet: 02.11.1936, Moskau
Anklage: Spionage, illegale Einreise in die UdSSR
Urteil: 13.07.1937, Militärkollegium des Obersten Gerichts, 10 Jahre Lagerhaft; 05.02.1940, Plenum des Obersten Gerichts der UdSSR, Ausweisung
Rehabilitiert: 13.08.1990, Präsident der UdSSR
Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration
Schicksal: an Nazi-Deutschland ausgeliefert
Franz Kroisenbrunner (Namensvarianten: Kroissenbrunner, Kroisenbrenner) wurde 1915 in Pressburg (Pozsony, jetzt Bratislava) geboren. Seine Mutter und sein Stiefvater waren Mitglieder der KPČ. 1923 übersiedelte Kroisenbrunner zu seinem national und klerikal eingestellten Vater nach Graz. Unter diesem Einfluss war er von 1924 bis 1934 Mitglied im Deutschen Turnerbund. 1928 riss er vorübergehend von zu Hause aus, im Jänner 1929 dann endgültig. Er arbeitete als Knecht im Burgenland, war dann ab 1930 Lehrling bei einem Uhrmacher in Steyr, wo er Mitglied der Hitlerjugend wurde. Die Hitlerjugend stiftete ihn zu einem Diebstahl bei seinem Lehrherrn an, in der Folge war Kroisenbrunner kurze Zeit in Haft. Unter Verwendung der Personaldokumente seines Freundes Alois Sladky ging Kroisenbrunner nach Wien und fungierte als Kurier für die Nationalsozialisten. Im Jänner 1934 wurde er in Innsbruck verhaftet und aus Tirol ausgewiesen, er kehrte dann nach Steyr zu seinem Lehrherrn zurück. Angeblich plädierte er in der SA-Gruppe im Februar 1934 für ein gemeinsames Vorgehen mit den Schutzbündlern gegen die Heimwehr, wurde aber überstimmt. Nach eigenen Angaben schloss er sich den Schutzbündlern auf der Ennsleiten an und nahm am bewaffneten Kampf teil. Danach flüchtete er über Wien und Pressburg nach Brünn. Er solidarisierte sich dort mit den aus dem SP-Lager ausgeschlossenen Kommunisten und deren Sympathisanten und trat der KPÖ bei.
Mit dem zweiten Schutzbundtransport gelangte er im Juni 1934 nach Moskau. Dort arbeitete Kroisenbrunner in seinem Beruf in der 1. Uhrenfabrik in Moskau, er führte jedoch weiterhin den Namen Alois Sladky. Kroisenbrunner, der sich von seiner NS-Vergangenheit gelöst hatte, war im Schutzbund-Kollektiv (laut Kadercharakteristik politisch gut, intelligent) sowie am Arbeitsplatz hoch angesehen und leitete zeitweilig die Jugendgruppe der Moskauer Schutzbündler.
Am 2. November 1936 (nach Gestapo-Angaben am 28.10.1936) wurde Kroisenbrunner an seinem Arbeitsplatz verhaftet. Er wurde der Spionage und der illegalen Einreise in die UdSSR beschuldigt, weil er mit von der NSDAP ausgestellten Papieren in die UdSSR eingereist sei. Der KPÖ-Vertreter in der Kaderabteilung der Komintern bezeichnete ihn nun als Nazi-Agenten. Am 13. Juli 1937 wurde Kroisenbrunner zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt, dieses Urteil wurde am 5. Februar 1940 revidiert und durch Landesverweisung ersetzt. Am 5. Februar 1940 wurde Kroisenbrunner bei Brest-Litovsk der Gestapo übergeben.
Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), RGASPI, Politisches Archiv des AA