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Lichtenstein, Max

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Лихтенштейн Макс Львович

Geboren: 09.06.1909, Graz

Beruf: Elektrotechniker

Letzter Wohnort in Österreich: Graz

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 30.04.1932

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 20.11.1937, Moskau

Anklage: Mitglied einer Spionageorganisation, für die er Jugendliche aktiv anwarb

Urteil: 23.12.1937, Dvojka, Tod durch Erschießen

Gestorben: 29.12.1937, Moskau

Rehabilitiert: 25.04.1956, Militärkollegium des Obersten Gerichts

Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration

Schicksal: erschossen

 

Max Lichtenstein, geboren 1909 in Graz, jüdischer Abstammung, war der Bruder von Josef Lichtenstein und der Cousin von Gisela Lichtenstein. Max Lichtenstein machte in Graz eine technische Ausbildung. Von 1920 bis 1925 und von 1927 bis 1929 gehörte er einer zionistischen Jugendorganisation in Graz an. Max Lichtenstein war Mitglied einer Delegation des österreichischen Bundes der Freunde der Sowjetunion, die mit einem Intourist-Sammelvisum 1932 nach Russland reiste. Lichtenstein nutzte die Gelegenheit und blieb in Moskau (in Österreich war er bereits ein Jahr arbeitslos gewesen), wo er sich nach der Abreise der Gruppe eine Arbeit suchte. Ab Juni 1932 war er als Techniker im Kujbyšev-Werk in Moskau, einem Betrieb für die Herstellung von Elektrogeräten, beschäftigt. Gleichzeitig besuchte er Abendkurse an der Komintern-Kaderschule KUNMZ (Коммунистический университет национальных меньшинств Запада имени Юлиана Мархлевского). Er war erst im Jänner 1932, also kurz vor der Abreise aus Österreich, der KPÖ beigetreten und hatte aus Unkenntnis die Bewilligung der Partei für die Auswanderung nicht eingeholt.

 

1933 reiste Lichtenstein zu einem Besuch nach Österreich, ein zweites Mal 1935, um seine etwa 60-jährige Mutter Sara Lichtenstein von Graz nach Moskau zu holen (der Vater war bereits 1915 an der italienischen Front ums Leben gekommen). Aufgrund der Verhaftung ihrer Kinder (1937) verlor Sara Lichtenstein ihre Moskauer Wohnung, die versiegelt wurde, so dass sie ihr Eigentum nicht bergen konnte, nicht einmal die Kleidung. Das gelang ihr erst im Februar 1939, als sie, obwohl jüdischer Herkunft, aus der UdSSR ausgewiesen und nach Deutschland ausgeliefert wurde.

 

Verhängnisvoll wurde für Max Lichtenstein, dass er auf Bitte seines Bruders Josef dessen Bekannte aus Deutschland namens Eva Schneider, obwohl er gar nicht mir ihr bekannt war, als seine Frau ausgab und auf diese Weise Eva Schneider 1934 die Einreise nach Russland ermöglichte. Das KPD-Mitglied Eva Schneider erhielt angeblich bereits 1935 die sowjetische Staatsbürgerschaft, sie wurde Mitarbeiterin des ZK der MOPR und später des Instituts für Fremdsprachen. 1937 wurde sie wegen Trotzkismus und Erschleichung der Einreise verhaftet und zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Laut Darstellung des NKVD war sie mit dem polnischen Trotzkisten Manes verheiratet.

 

1936 erhielt Max Lichtenstein die sowjetische Staatsbürgerschaft. Am 20. November 1937 wurde er verhaftet, es wurde ihm die Unterstützung im Fall Eva Schneider, die seinerzeitige Mitgliedschaft bei einer "konterrevolutionären zionistischen Gruppe" in Graz und die Einreise in die Sowjetunion ohne Erlaubnis der KPÖ zur Last gelegt. Erschwerend war, dass bereits sein Bruder Josef, seine Kusine Gisa Lichtenstein und Josef Beiser-Barski, der Mann seiner Kusine Elsa, verhaftet worden waren.

 

Am 23. Dezember wurde Max Lichtenstein zum Tode verurteilt und am 29. Dezember 1937 hingerichtet. Bemerkenswert ist an dem Fall noch, dass in den Rehabilitierungsunterlagen von 1956 ausdrücklich darauf verwiesen wird, dass die NKVD-Mitarbeiter I. S. Jakubovič, Stanislav Redens und Ivan Sorokin wegen Fälschung der Untersuchung verurteilt wurden.

 

 

Quelle: RGASPI, GARF, lists.memo.ru, DÖW

 

Siehe auch Hans Hauska, Von Stalin zu Hitler. Ein Schicksal aus den Zeiten des Terrors. Aufzeichnungen, Briefe und Dokumente, hrsg. von Peter Diezel, Berlin 2003.

 

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