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Name russisch: Пушек Юлиус Юльевич
Geboren: 02.02.1913, Lichtenwörth (Bezirk Wiener Neustadt, NÖ)
Beruf: Lackierer, Konstrukteur
Letzter Wohnort in Österreich: Wiener Neustadt (NÖ)
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 05.02.1932
Wohnorte in der Sowjetunion: Penza, Stalingrad
Verhaftet: 02.08.1937, Stalingrad
Anklage: Spionage, Schädlingstätigkeit
Urteil: 31.03.1940, Sonderberatung (OSO), 5 Jahre Lagerhaft
Rehabilitiert: 01.12.1958
Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration
Schicksal: überlebte
Julius Puschek wurde 1913 in Lichtenwörth im Bezirk Wiener Neustadt geboren. Seine Mutter Agnes Puschek war Fabrikarbeiterin. Sein Vater Julius Puschek sen., ein Werkzeugmacher, diente im Ersten Weltkrieg an der italienischen Front und wurde knapp vor Kriegsende wegen Desertion zum Tode verurteilt; das Urteil wurde wegen des Zusammenbruchs der Monarchie nicht mehr vollstreckt. Julius Puschek jun. wuchs in ärmlichen Verhältnissen in Wiener Neustadt auf – die Eltern waren häufig arbeitslos – und absolvierte eine Lehre als Autolackierer in der Oesterreichischen Daimler-Motoren-AG. Er war sportlich aktiv, genoss aber durch einen Arbeitskollegen auch eine musikalische Ausbildung. Wegen Arbeitslosigkeit wanderten die Eltern mit der Tochter Anna Puschek 1931 in die Sowjetunion aus, wo sie zuerst in Leningrad, dann in Penza beschäftigt waren.
Agnes Puschek besuchte Anfang 1932 Österreich, um ihren Sohn, der bald nach dem Ende der Lehrzeit ebenfalls arbeitslos geworden war, abzuholen. Am 5. Februar 1932 kamen Mutter und Sohn in der Sowjetunion an, wo Julius Puschek jun. einen Arbeitsplatz in der Fahrradfabrik von Penza erhielt, wenn auch nicht als Lackierer, sondern als Dreher. Die Eltern kehrten Anfang 1933 wegen Erkrankung von Julius Puschek sen. nach Österreich zurück. Im Mai 1933 verlor Julius Puschek jun. bei der Arbeit an der Drehbank durch einen Unfall ein Auge. Er konnte nicht mehr als Dreher arbeiten und wurde zum Konstrukteur umgeschult. Gegen Jahresende 1933 wurde ein Teil der Fahrradfabrik nach Čeljabinsk verlegt, Anna Puschek und ihr Mann Robert Schneider waren davon betroffen. Julius Puschek jun. dagegen kam nach Stalingrad, wo er im Traktorenwerk als technischer Zeichner beschäftigt war. Daneben übersetzte er Artikel aus technischen Fachzeitschriften.
Bald nach der Rückkehr aus Čeljabinsk von einem Besuch bei seiner an Typhus erkrankten Schwester wurde Julius Puschek jun. am 2. August 1937 verhaftet. Durch lange Untersuchungshaft und Folter zermürbt, "gestand" er schließlich im Mai 1939 und unterschrieb ein Protokoll. Am 31. März 1940 wurde er zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt und in ein Lager an der Kolyma deportiert. Als seine Strafe 1942 verbüßt war, wurde er nicht freigelassen, sondern die Strafe auf unbestimmte Zeit verlängert. Im Jänner 1947 wurde Julius Puschek von der Kolyma nach Kasachstan verlegt.
Im August 1947 freigelassen, erreichte er nach einer langwierigen Reise Moskau und konnte im Oktober 1947 mit einem Kriegsgefangenentransport nach Österreich zurückkehren. Ende 1958 teilte ihm die sowjetische Botschaft in Wien brieflich seine Rehabilitierung lapidar mit, ohne die Instanz oder das Datum zu nennen. Nach jahrelangen Bemühungen erhielt Julius Puschek jun. eine Entschädigung für das beschlagnahmte Eigentum, nicht jedoch für das erlittene Unrecht.
Sein Vater Julius Puschek sen. war 1934 als Schutzbündler in Wöllersdorf interniert worden, er wurde 1939 von der Gestapo verhaftet und starb 1943 im KZ Buchenwald.
Quelle: Interview, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), GARF