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Waldmann, Ido

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Вальдманн Идо Готлибович

Geboren: 01.04.1909, Donawitz (Steiermark)

Beruf: Bergbauingenieur

Letzter Wohnort in Österreich: Donawitz

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 20.04.1932

Wohnorte in der Sowjetunion: Semiluki (Voronežskaja obl.), Stalinogorsk (Novomoskovsk), Katuar (Moskovskaja obl.)

Verhaftet: 09.02.1938, Katuar (Moskovskaja obl.)

Anklage: Spionage, Sabotage, konterrevolutionäre Agitation

Urteil: 04.12.1939, Sonderberatung (OSO), Ausweisung

Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration

Schicksal: an Nazi-Deutschland ausgeliefert

 

Ido Waldmann wurde 1909 in Donawitz (seit 1938 ein Stadtteil von Leoben) in der Steiermark geboren, er hatte vier Brüder. Ido Waldmann absolvierte eine Berg- und Hüttenschule in Leoben und begann 1923 in einer Fabrik für feuerfeste Materialien in Donawitz zu arbeiten, wo er zum Spezialisten für das Brennen mittels Magnesit- und Mendheimofen und Laboruntersuchungen feuerfester Materialien ausgebildet wurde. Ein ehemaliger Vorgesetzter in Donawitz bescheinigte ihm außerdem hervorragende organisatorische Fähigkeiten. 1932 kündigte Ido Waldmann auf eigenen Wunsch seinen Arbeitsplatz und fuhr – wohl in erster Linie aus Abenteuerlust – auf der Grundlage eines vorerst nur einjährigen Arbeitsvertrages mit Союзогнеупор (Allunionsvereinigung zur Herstellung feuerfester Materialien des Ministeriums für Eisenhüttenwesen) zusammen mit zwei weiteren Österreichern im April 1932 nach Russland, um dort in einem Industriebetrieb zur Herstellung von Feuerfestmaterialien zu arbeiten.

 

Ab Mai 1932 arbeitete er in einer Fabrik in Semiluki, einem Vorort von Voronež, und verlängerte nach einem Jahr seinen Arbeitsvertrag. Im März 1934 verließ Waldmann Semiluki auf eigenen Wunsch und wurde Leiter eines Labors in der Station Spornaja im Bezirk Stalinogorsk (heute Novomoskovsk). Ebenfalls auf eigenen Wunsch wechselte er im April 1937 nach Katuar bei Nekrasovskij nördlich von Moskau, wo er wieder als Laborleiter und Leiter der Produktkontrolle eines Ziegelwerks tätig war. 1933, 1934 und 1936 besuchte er seine Verwandten in Österreich. 1934 heiratete er Elena Popova (Елена Аркадьевна Попова), 1936 wurde seine Tochter Ėleonora geboren.

 

Waldmann wurde am 9. Februar 1938 verhaftet und in die Taganka nach Moskau gebracht. Im Verhör nannte er als österreichische Bekannte in der UdSSR u. a. seine mit ihm angereisten Kollegen aus Donawitz, die bald zurückgekehrt waren, Grill (Крыль), der mit ihm in Stalinogorsk gearbeitet hatte, sowie dessen (angeblichen) Sohn Rolf Hagenauer (beide verhaftet). Beschuldigt wurde er der Spionage und "Schädlingsarbeit" im Ziegelwerk von Katuar. In einem ersten Verhör legte Waldmann ein Geständnis ab, das, wie er am 20. Jänner 1939 in einer Beschwerde schrieb, nur "unter gemeinsten Beleidigungen, niederträchtigen Schimpfereien und sogar Schlägereien" zustande kam. Später widerrief er das Geständnis, der NKVD bestand jedoch auf Sabotage, weil die Produkte des Ziegelwerks mangelhaft waren, obwohl Waldmann die Probleme mit Rohstoffmangel erklären konnte. Als Beweise gegen Waldmann führte der NKVD die Aussagen von Hagenauer (Рольф Хагенауер) sowie von Mitarbeitern des Werkes an. Das Urteil vom 4. Dezember 1939 fiel für Waldmann relativ günstig aus, denn er wurde als unerwünschter Ausländer des Landes verwiesen. Am 12. Dezember 1939 wurde er bei Brest-Litovsk über die Grenze abgeschoben.

 

Ido Waldmann starb am 2. August 1980 in Wien.

 

 

Quelle: ÖStA, lists.memo.ru, Politisches Archiv des AA

 

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