"Dollfuß wurde zum Märtyrer der 'österreichischen Idee' stilisiert und als ein auf dem Schlachtfeld im Kampf gegen einen mächtigen Feind gefallener Held dargestellt. [...]
Mit dem 'Märtyrertod' erhielt der von Dollfuß geprägte Aktionismus des Ständestaates eine höhere Weihe. Der Staat hatte einen sichtbaren Gegner, der die eigene Ordnung bedrohte, er hatte aber nun nicht nur die besseren Waffen, sondern auch einen Schutzpatron, der durch sein eigenes vergossenes Blut das Waffenglück garantieren sollte. Der Dollfußmythos sollte dem Gegner das Ziel entziehen, denn eine mythische Ordnung ist unbekämpfbar und unüberwindbar."
(Aus: Gerhard Jagschitz, Der Putsch. Die Nationalsozialisten 1934 in Österreich, Graz-Wien-Köln 1976, S. 190 f.)