Zu den ersten Maßnahmen Quislings als Ministerpräsident der 1942 gebildeten Kollaborationsregierung gehörte die Erfassung der in Norwegen lebenden Juden und Jüdinnen. Anfang Oktober 1942 begannen die Verhaftungen, zunächst von männlichen Juden.
Im Herbst 1942 zog Ruth Maier von Lillestrøm nach Oslo, in ein Wohnheim am Dalsbergstien. Über die letzten Stunden vor ihrer Deportation schreibt der Herausgeber ihrer Tagebücher, der norwegische Schriftsteller Jan Erik Vold:
"Die Razzia, bei der sie verhaftet wurde, fand am 26. November statt. 300 Mann, Angehörige von Polizei, Quislings Sturmabteilung und Gestapo, nahmen an der Aktion teil. Für den Transport der Verhafteten wurden beschlagnahmte Taxis verwendet. Nunna Moum wohnte damals im selben Pensionat wie Ruth. Sie erzählt, dass die Verhaftung ruhig vor sich ging. Zwei norwegische Polizisten führten die Österreicherin die Treppe hinunter auf die Straße zu einem wartenden Auto. Sie sollte sich auf den Rücksitz setzen, wo bereits zwei in Tränen aufgelöste Mädchen saßen. Die Mädchen im Pensionat weckten sich gegenseitig und beobachteten die Szene. Jemand sagte: 'Wir können auf deine Goldarmbanduhr aufpassen, bis zu zurückkommst.' Ruth antwortete: 'Ich werde nie zurückkommen.'"
26. 11. 1942: Das deutsche Truppentransportschiff "Donau" verlässt den Hafen von Oslo mit 529 jüdischen Männern, Frauen und Kindern an Bord nach Stettin, von wo die Deportierten nach Auschwitz gebracht wurden. Die beiden Fotos wurden heimlich vom Widerstandskämpfer Georg W. Fossum von der Hjemmefront ("Heimatfront") aufgenommen, dem ein Polizeispitzel einen Tipp gegeben hatte. | Nasjonalbiblioteket, Oslo
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