Nach der Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland 1938: Die Nationalsozialisten machen aus Ruth Maier eine Jüdin
1927 waren Ruths Eltern aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten. Gemäß den vom NS-Regime am 20. Mai 1938 auch im annektierten Österreich in Kraft gesetzten "Nürnberger Gesetzen" galten Irma Maier und ihre Töchter trotzdem als jüdisch. Zu den öffentlichen Übergriffen kamen behördliche Schikanen und der Entzug staatsbürgerlicher Rechte.
Ruths Tagebuch dokumentiert, wie sie – obwohl in einer vollkommen assimilierten und nicht-religiösen Familie aufgewachsen – angesichts des Judenhasses ihrer Umgebung, der Misshandlungen und Verfolgung nach und nach ein jüdisches "Wir-Gefühl" entwickelte und sich schließlich für die Zugehörigkeit zu einer Art Schicksalsgemeinschaft entschied.
Vor allem die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November, in der auch in Wien jüdische Geschäfte und Gebäude geplündert und gebrandschatzt, Tausende Juden und Jüdinnen misshandelt, inhaftiert und ins KZ Dachau verschickt wurden, verdeutlichte den Verfolgten die Dramatik der Situation.
9. 10. 1938, Wien
"Daß wir es ertragen, wundert mich. Daß wir trotz all dem
nicht den Gashahn aufdrehen, in die Donau springen. [...]
Nur weg!" | HL-senteret
11. 11. 1938
"Sie haben uns geschlagen! Gestern war der schrecklichste
Tag, den ich je erlebt habe. Ich weiß jetzt, was Pogrome sind. Ich weiß, was Menschen tun können, Menschen, die Ebenbilder
Gottes." | HL-senteret
>> "Kündigungsgrund Nichtarier" – die Vertreibung aus dem Gemeindebau
<< Übersicht Ausstellung Das kurze Leben der Ruth Maier