Julius Eckler, Reisel Eckler, Robert Eckler: Eine gerichtliche Exekution würde keinen Erfolg versprechen
Julius Eckler, geboren am 30. Dezember 1872, Hilfsarbeiter
Reisel Eckler, geboren am 11. November 1881
Robert Eckler, geboren am 9. Jänner 1923
Deportation nach Opole: 15. Februar 1941
Julius Eckler wohnte 1938 mit seiner Familie in der städtischen Wohnhausanlage Leebgasse 94-96 (Stiege 4, Tür 1) in Wien-Favoriten. Ende Juni 1938 strengte die nationalsozialistische Wiener Stadtverwaltung rund 2000 Kündigungsverfahren gegen jüdische MieterInnen von Gemeindewohnungen an. Auch Julius Eckler wurde die Wohnung per 31. Juli 1938 gekündigt.
Am 28. Juni 1938 bat Julius Eckler um "Verlängerung bis zur Ausreise (Italien oder Südamerika)". Am 15. Juli erklärte das Bezirkgericht Favoriten die Kündigung für rechtswirksam: "Der Beklagte ist ferner schuldig, der klagenden Partei die mit S 3.95 bestimmten Prozesskosten binnen 14 Tagen bei sonstiger Exekution zu bezahlen." In der Folge wurde durch einen Räumungsvergleich die Auszugsfrist bis 31. Oktober 1938 verlängert.
Die Wohnung wurde am 12. November 1938 geräumt. Im Februar 1939 lebten Julius, Reisel (Rosa) und Robert Eckler in der Barackensiedlung Hasenleiten in Wien-Simmering. Auf eine Anfrage der Magistratsabteilung 21 nach Erhebung der Vermögensverhältnisse zwecks Eintreibung der Gerichtskosten antwortete die Bezirksvorstehung für den 11. Bezirk am 16. Februar 1939:
"Der Jude Julius Eckler [...] Kriegsinvalider und Altersrentner, bezieht eine monatliche Altersrente von 41 RM 30 Rpf. [...]
Die Familie lebt in Notlage. Eine gerichtliche Exekution würde keinen Erfolg versprechen."
Letzter Wohnsitz von Julius, Reisel und Robert Eckler war der Tiefe Graben 17 im 1. Wiener Gemeindebezirk. Sie wurden am 15. Februar 1941 nach Opole deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.
Wilhelm Eckler, ein weiterer Sohn von Julius und Reisel Eckler, geboren am 1. Mai 1916 und von Beruf Stanzenmacher, kam am 4. März 1943 in Auschwitz um.
Die Töchter Ida (geboren am 16. Mai 1909) und Lina (geboren am 15. September 1910) Eckler sowie das Enkelkind Kurt Eckler (geboren am 8. Oktober 1933) konnten vermutlich emigrieren.
Literatur:
Herbert Exenberger / Johann Koß / Brigitte Ungar-Klein, Kündigungsgrund Nichtarier. Die Vertreibung jüdischer Mieter aus den Wiener Gemeindebauten in den Jahren 1938-1939, Wien 1996.
Für diese Publikation arbeiteten die AutorInnen Akten der Magistratsabteilung 52 auf.