Die letzten Deserteure: Richard Wadani, Friedrich Cerha und der allgegenwärtige Vorwurf von Feigheit und Verrat
Das als überdimensionales dreistufiges X gestaltete Deserteursdenkmal
(Foto: Winfried R. Garscha)
Jahrzehntelang galten der übergroßen Mehrheit der österreichischen Gesellschaft jene, die den Mut gefunden hatten, aus der Deutschen Wehrmacht zu desertieren, als Drückeberger oder gar Verräter. Erst in den letzten Jahren bekannten sich einige der Überlebenden öffentlich zu ihrem Ungehorsam, unter ihnen der Komponist Friedrich Cerha. Ein unermüdlicher Mahner war Richard Wadani, Sprecher des Personenkomitees Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz. 2014 errichtete die Gemeinde Wien auf dem Ballhausplatz das erste österreichische "Deserteursdenkmal":
Am 24. Oktober wurde mit einem Staatsakt am Wiener Ballhausplatz das Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz eröffnet. Die Inauguration markiert einen Meilenstein auf dem Weg zu einer vollständigen gesellschaftlichen Rehabilitierung von Deserteuren und anderen ungehorsamen Soldaten auf der einen, Angehöriger europäischer Widerstandsbewegungen, Kriegsgefangener und ZivilistInnen auf der anderen Seite. Gegen sie verhängten Wehrmachtgerichte während des Krieges über 30.000 Todesurteile, davon schätzungsweise 1.500 gegen ÖsterreicherInnen.
(www.pk-deserteure.at)
Richard Wadani gelang es 1944, zu den westlichen Alliierten überzulaufen. Er kämpfte als Soldat der tschechoslowakischen Exilarmee für die Niederlage Hitlerdeutschlands.
Im Bild: Richard Wadani bei der Enthüllung des Deserteursdenkmals auf dem Wiener Ballhausplatz, 24. 10. 2015 (Foto: Winfried R. Garscha)
"Was gab es denn am Nazi-Regime zu verraten, das ja seinerseits sämtliche Menschenrechte verraten hat?" (Friedrich Cerha)
Im Bild: Friedrich Cerha (rechts) im Gespräch mit Bundespräsident Heinz Fischer bei der Enthüllung des Deserteursdenkmals (Foto: Winfried R. Garscha)