Die letzten Deserteure
Gespräch / Diskussion im DÖW, 2. Februar 2016
Eine Begleitveranstaltung zur DÖW-Sonderausstellung "Lob des Ungehorsams"
Mit Friedrich Cerha und Richard Wadani
Moderation: Lisa Rettl
Jahrzehntelang galten der übergroßen Mehrheit der österreichischen Gesellschaft jene, die den Mut gefunden hatten, aus der Deutschen Wehrmacht zu desertieren, als Drückeberger. Erst in den letzten Jahren bekannten sich einige der Überlebenden öffentlich zu ihrem Ungehorsam, unter ihnen der Komponist Friedrich Cerha, der im Februar 2016 seinen 90. Geburtstag begeht. Jenen, die in den Wehrmachtsdeserteuren immer noch Verräter sehen, stellt Cerha die Frage: "Was gab es denn am Nazi-Regime zu verraten, das ja seinerseits sämtliche Menschenrechte verraten hat?"
Ein unermüdlicher Mahner über lange Jahre hindurch war Richard Wadani, Sprecher des Personenkomitees Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz. Auf Initiative dieses Komitees errichtete die Gemeinde Wien 2014 auf dem Ballhausplatz das erste österreichische "Deserteursdenkmal". Leben und politische Arbeit des Wehrmachtsdeserteurs sind Thema eines neuen Buches von Lisa Rettl und Magnus Koch über Richard Wadani.
Cerha und Wadani sprechen bei der Veranstaltung über ihre Erfahrungen. Winfried R. Garscha stellt den "Fall Grimburg" vor, den Rechtsextremisten bis heute zur Verunglimpfung von Deserteuren missbrauchen. Der Obergefreite Wilhelm Grimburg war mit einer Gruppe österreichischer Wehrmachtssoldaten in den letzten Kriegstagen von Nordnorwegen nach Schweden geflüchtet, ein Wehrmachtsgericht verurteilte ihn zehn Tage nach der deutschen Kapitulation in Abwesenheit zum Tode.
Im Anschluss an die Diskussion werden Brot und Wein gereicht.
Denkmal für die Opfer der NS-Militärjustiz auf dem Wiener Ballhausplatz
Eintritt frei!
Zeit:
Dienstag, 2. Februar 2016, 18.00 Uhr
Ort:
Ausstellung Dokumentationsarchiv, Altes Rathaus, Wipplingerstraße 6-8, 1010 Wien (Eingang im Hof)