Laura Rechnitz geb. Hass, geboren am 18. Jänner 1891
Deportation nach Maly Trostinec: 20. Mai 1942
Erkennungsdienstliche Aufnahme von Laura Rechnitz, Februar 1941
Foto: Wiener Stadt- und Landesarchiv
Schon mit ihrem Besuch des Wiener Stadtbräukellers am 27. Jänner 1941 verstieß die Witwe Laura Rechnitz gegen die für Juden und Jüdinnen erlassenen Sondervorschriften: Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde Juden und Jüdinnen per Polizeiverordnung u. a. der Besuch von Gaststätten und Cafés verboten, ab 1. September 1939 galt für sie in Wien ein Ausgehverbot zwischen 20.00 und 6.00 Uhr im Winter bzw. 21.00 und 6.00 Uhr im Sommer.
Nachdem sie im Stadtbräukeller "staatsfeindliche" Witze erzählt hatte, wurde sie von einem NSDAP-Angehörigen denunziert. In der Anzeige der Gestapo Wien vom 20. Februar 1941 an den Oberstaatsanwalt – wegen "Vergehens nach dem Heimtückegesetz" – heißt es dazu:
"Die Jüdin Rechnitz wurde am 3. 2. 1941 über Aufforderung des Zeugen Pg. Karl Hantschel [...] festgenommen, weil sie am 27. 1. 1941 im Wiener Stadtbräukeller in Gegenwart mehrerer Personen einen Witz erzählte, dessen staatsfeindlicher Tenor sich nur auf die Person des Führers und Reichskanzlers beziehen kann."
Anzeige der Gestapo Wien,
20. 2. 1941
Wie in anderen Fällen auch behielt sich die Gestapo unabhängig vom Ausgang des Verfahrens die weitere Vorgehensweise – etwa die Einweisung in ein Konzentrationslager nach Strafverbüßung – vor:
"Ich bitte, mich zu gegebener Zeit vom Ausgang des Verfahrens in Kenntnis zu setzen und die Beschuldigte nach Haftentlassung zu meiner Verfügung dem Polizeigefängnis Wien rückzuüberstellen."
Laura Rechnitz blieb bis zu ihrer Verhandlung in Haft. Sie wurde am 25. April 1941 vom Sondergericht II beim Landgericht Wien wegen Vergehens nach § 134 a RStGB (Staatsbeschimpfung) zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, die Polizei- und Untersuchungshaft wurde auf die Strafe angerechnet.
Am 20. Mai 1942 wurde Laura Rechnitz von Wien nach Maly Trostinec deportiert und dort nach der Ankunft am 26. Mai 1942 ermordet.
Ihre Zwillingsschwester Rosa Fantl sowie ihre jüngere Schwester Margarethe Fuchs (Jg. 1897) überlebten im Exil.
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