Am 26. und 27. Jänner versammelten sich in Moskau Rechtsextremisten und Geschichtsfälscher aus Russland, den USA, Australien, Schweiz, Schweden, Bulgarien und Österreich zu einer Konferenz unter dem Titel "Die globalen Probleme der Weltgeschichte". Organisiert wurde die Konferenz vom russischen "Revisionisten" Oleg Platonov, der auch im Herausgeberkomitee der holocaustleugnenden Publikation The Journal of Historical Review vertreten ist. Unter die Arme griff ihm dabei niemand Geringerer als der Schweizer Neonazi Jürgen Graf, der sich vor zwei Jahren einer Haftstrafe durch Flucht entzogen hatte. Zum Prozess wegen Holocaustleugnung reiste damals Wolfgang Fröhlich als "Entlastungszeuge" in die Schweiz. Der ehemalige FPÖ-Bezirksrat bezeichnete dort die Massenvergasungen mit Zyklon-B einmal mehr als "technisch" nicht möglich. Graf, der die Fremdsprachenredaktion der Vierteljahrshefte für freie Geschichtsforschung, des zentralen Sprachrohrs deutschsprachiger Holocaustleugner, leitet, kommt gegenwärtig eine herausragende Rolle in der Vernetzung der internationalen "Revisionisten"-Szene zu. So organisierte er in Kooperation mit dem US-amerikanischen Institute for Historical Review im Vorjahr ein internationales Antisemiten-Treffen in Beirut. Diese Konferenz, bei welcher u. a. Platonov hätte auftreten sollen, wurde jedoch von den Behörden verboten.
Die Moskauer Konferenz, die sich vor allem im Beklagen der "jüdischen" oder "zionistischen Weltverschwörung" erging, konnte jedoch ungestört über die Bühne gehen. Als Referenten traten unter anderem auf: der in Schweden lebende Holocaustleugner Ahmed Rami (Radio Islam), einer der zentralen Verbindungsleute zwischen islamistischen und neonazistischen Antisemiten, und der vormalige Führer des Ku Klux Klan, David Duke. Beim österreichischen Teilnehmer handelte es sich laut der britischen antifaschistischen Zeitschrift Searchlight um Gerhoch Reisegger. Er sprach über die Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September auf die internationalen Finanzmärkte. Reisegger richtete dabei einen flammenden Appell an Christen, Muslime und Russisch-Orthodoxe, sich gegen die "gemeinsame Bedrohung" (durch wen wohl?) zusammenzuschließen. In der Aula hat der 60-jährige Physiker schon vor ein paar Jahren zum Kampf gegen den "Feind" aufgerufen: "Die Brückenköpfe des Leviathan, wo sie noch nicht endgültig befestigt sind, wieder niederzureißen und zu zerstören. Also die bürokratischen, zentralistischen, dirigistischen 'Ordnungen' [...] zu jeder Zeit und überall zu bekämpfen. Als Partisan gleichsam, denn der Leviathan hat das 'Recht' und die Gewalt auch in Form 'regulärer Truppen' auf seiner Seite. [...] Wir werden die Antwort darauf nur finden, wenn wir uns völlig klar sind, WER unser Feind ist. Und es ist ein wirklicher Feind, ein absoluter Feind, und kein 'Gegner', oder 'Konkurrent' oder eine 'zu tolerierende Ideologie' ... etc." (Aula 5/1996, S. 46)
Reiseggers Artikel finden sich außerdem in den heimischen Rechtsgazetten fakten, Neue Ordnung und Eckartbote. 1997 war er als Referent beim (mittlerweile behördlich aufgelösten) Verein Dichterstein Offenhausen angekündigt, 1998 bei der "Politischen Akademie" der Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik, 2000 beim Neuen Klub im Wiener "Haus der Heimat". In Deutschland schreibt er für Opposition und Staatsbriefe. 2000 referierte er bei der Münchener Burschenschaft Danubia und der "Sommeruniversität" des "nationalrevolutionären" europäischen Netzwerkes Synergon in Italien.
Seit einiger Zeit sucht Reisegger auch die Nähe zu Horst Mahler (NPD). Auf der Internet-Seite von dessen Deutschem Kolleg findet sich u. a. ein zustimmender Kommentar Reiseggers, in welchem es heißt: "Wenn man sich heute ansieht, wie die Krake sich vernetzt hat, wo sie überall ihre systematische (und zentral gelenkte) Korrumpierung betreibt, sieht man die Gefahr." Zumindest im Herbst 1999 hat er Mahler getroffen, wie das aus einem e-mail Reiseggers an den deutschen Antisemiten hervorgeht.
Martin A. Schwarz (i.e. Robert Schwarzbauer) erwähnt auf seiner Homepage darüber hinaus, dass Reisegger sich auch mit dem Schweizer Ahmed Huber getroffen hat. Bei Letzterem handelt es sich um einen weiteren zentralen Verbindungsmann zwischen Neonationalsozialismus und politischem Islamismus.
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Anton Maegerle / Heribert Schiedel