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Gaskammerleugnung im FPÖ-Umfeld

Neues von ganz rechts - Juni 1999

In der Ausgabe 23/99 (4.-10. Juni 1999) der Wochenzeitung Zur Zeit werden nationalsozialistische Verbrechen geleugnet und grob verharmlost. Hans Gamlich nennt in seinem Beitrag „Zweifel, Vater der Erkenntnis" (S. 11) Adolf Hitler einen „großen Sozialrevolutionär(s)", dessen Stellvertreter Rudolf Heß einen „kühnen Idealisten". Die Schuld Nazi-Deutschlands am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird durchwegs geleugnet; nicht die NS-Führung, sondern Churchill habe laut Gamlich „Europa in die Katastrophe" gestürzt. Der Überfall auf die Sowjetunion, der am Beginn des rassistisch und antisemitisch motivierten Vernichtungskrieges stand, wird bei Gamlich zu einer „notwehrhaften Präventivaktion" „zum Schutz Europas". Den Holocaust und die Anzahl der sechs Millionen Opfer desselben bezeichnet Gamlich abwechselnd als „Dogma" und „Mythos", welcher „im größten Schauprozeß der Weltgeschichte in Nürnberg institutionalisiert" wurde und „sich nur mehr quasireligiös begründen" lasse. Neben der quantitativen Verharmlosung dieses Verbrechens zieht Gamlich auch dessen einzigartige Qualität in Zweifel. Im Rückgriff auf bekannte rechtsextreme und neonazistische Geschichtsfälscher („Revisionisten") behauptet Gamlich die Unmöglichkeit der „Massenvergasungen mittels Zyklon-B" in den nationalsozialistischen Lagern. Dabei bezieht er sich auf die „naturwissenschaftlich-technischen Gutachten" etwa des Germar Rudolf, welcher sich derzeit auf der Flucht vor einer Strafverfolgung befindet und bereits 1995 in Stuttgart wegen Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhaß verurteilt wurde. Auch die übrigen von Gamlich angeführten Vertreter der sog. „Auschwitzlüge" (Robert Faurisson, Fred A. Leuchter) wurden bereits in Frankreich und Deutschland angeklagt oder verurteilt. Die zustimmende Bezugnahme auf Dipl. Ing. Walter Lüftl, der ebenfalls die Unmöglichkeit der nationalsozialistischen Gasmorde behauptete, wurde bereits Herwig Nachtmann zum Verhängnis: Der damalige Geschäftsführer des Aula-Verlages wurde 1995 in Graz nach dem NS-Verbotsgesetz verurteilt, da unter seiner presserechtlichen Verantwortung Lüftls Behauptungen als „Meilenstein auf dem Weg zur Wahrheit" (Aula 7-8/1994, S. 15) bezeichnet worden waren.

Mit dem Abdruck des Gamlich-Artikels, welcher seitens des DÖW am 8. 6. 1999 bei der Staatsanwaltschaft Wien zur Anzeige gebracht wurde, liefert die von Andreas Mölzer herausgegebene Zur Zeit einen weiteren Beleg für ihre rechtsextreme Tendenz. Daß der für Gamlichs Ausfälle gegen die historische Wahrheit verantwortliche Mölzer unlängst zum kulturpolitischen Berater des Kärntner Landeshauptmannes Haider aufgestiegen ist, überrascht angesichts der Gemeinsamkeiten in der Weltanschauung nicht. Daß Mölzer aber mittlerweile auch als Kommentator in mehreren nicht-rechtsextremen Medien werkt, muß als Ausdruck des Erfolges rechtsextremer Durchdringungsstrategien gewertet werden.

 

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