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"Zur Zeit" und die "jüdische Weltherrschaft"

Neues von ganz rechts - November 2003

Zur Zeit-Chefredakteur und -Mitherausgeber Andreas Mölzer wertet die Tatsache, dass laut einer Umfrage 59 Prozent der EU-BürgerInnen Israel für die größte Gefahr für den Weltfrieden halten, nicht als Ausdruck eines latenten Antisemitismus. Vielmehr sei dies ein "eindrucksvoller Beleg dafür, wie sehr die [...] aufgeklärten Europäer des 21. Jahrhunderts [...] resistent gegen Propaganda und mediale Manipulation sind". (Zur Zeit 46/2003, S. 2)

Dementsprechend sei auch der CDU-Politiker Hohmann zu Unrecht des Antisemitismus bezichtigt worden. Als Beleg für die Richtigkeit der Ausführungen Hohmanns zum jüdischen "Tätervolk" präsentiert Mölzer das antisemitische Machwerk "Russen und Juden" von Alexander Solschenizyn. Dessen "Hinweise" auf eine "starke[r] jüdische[r] Beteiligung" am Bolschewismus ist auch für Mölzer "überaus erhellend". Wie Hohmann sei auch der scheidende Ministerpräsident von Malaysia, der unlängst einmal mehr von einer angeblichen jüdischen Weltherrschaft phantasierte, kein Antisemit, sondern ein Opfer des "Tugendterror[s]". Zwar bezeichnet Mölzer die "Mär von der jüdischen Weltherrschaft" als "unsinnige Verschwörungstheorie". Dass "es aber punktuell, etwa in der Medien- und in der Finanzwelt, großen Einfluss jüdischer Persönlichkeiten und jüdischer Organisationen gibt", hält er für "ein Faktum". In dem Versuch, den Antisemitismus politisch zu ächten - für Mölzer eine Art Sprechverbot - offenbart sich ihm "wirklich alttestamentarisches Denken, das nur mit dem Glauben an die singuläre eigene Auserwähltheit zu erklären ist". (Ebenda)

Noch deutlicher wird Friedrich Romig, der in der "Globalisierung" den "Weg" erkennt, "auf dem das Judentum [...] seinem biblischen Auftrag gemäß weltweite Dominanz erlangt". (Ebenda, S. 9) Die USA würden schon "unter der Kuratel einer weit verzweigten Macht, nämlich der 'Israel-Connection'" (ebenda, S. 10) stehen. Als "Voraussetzung für die Ausbreitung" der "Herrschaft" der Juden und Jüdinnen erkennt Romig "die Auflösung aller Gemeinschaftsbindungen [...] die der Globalisierung und der Führung der Welt durch das auserwählte Volk im Wege stehen". (Ebenda) Gleich den Nationalsozialisten behauptet Romig, die Juden und Jüdinnen würden systematisch Zweifel aussäen und die "Volksgemeinschaften" spalten.

Ein als "Privatier in Klagenfurt" vorgestellter Jürgen Müller lässt sich in dem FPÖ-nahen Wochenblatt ebenfalls über die vermeintliche Macht des "Weltjudentum[s]" aus. Für Müller hat der malaysische Ministerpräsident nur "das ausgesprochen, was ohnehin jeder politisch Interessierte weiß". (Ebenda, S. 9) Es sei nicht Produkt antisemitischer Phantasien, sondern "eine nicht zu leugnende Realität, dass es praktisch keinen Bereich des öffentlichen Lebens in den USA gibt, der nicht von Juden dominiert wird". Alle, die dies und Ähnliches öffentlich aussprechen, würden "von der neuen Weltmacht [den Juden und Jüdinnen] gnadenlos verfolgt". In diesem Punkt ist Müller aufrichtig: AntisemitInnen fühlen sich tatsächlich stets von Juden und Jüdinnen verfolgt ...

 

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