Nach der skandalösen Gleichsetzung von jüdischen Opfern des Nationalsozialismus und sudetendeutschen Vertriebenen verschärfte FPÖ-Obmann Jörg Haider seine Töne weiter. In der ORF-Pressestunde vom 13. September unterstellte er der jüdischen Loge B'nai B'rith in Wien, sie hätte im geheimen ein "Femegericht" über ihn abgehalten. Hintergrund des jüngsten Haider-Ausfalles: Die B'nai B'rith zeigte 1996 den FPÖ-Obmann nach dessen apologetischen Äußerungen über die Waffen-SS bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt wegen des Verdachtes des Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz an. Bei der von Haider als "Femegericht" bezeichneten Sitzung wurde damals die weitere Vorgangsweise in dieser Angelegenheit besprochen.
Die Behauptung einer "geheimen Logensitzung" der B'nai B'rith, bei welcher "sogar eine 'Causa Jörg Haider' als eigener Tagesordnungspunkt abgehandelt" worden sei, tauchte bereits im Oktober 1996 in einer parlamentarischen Anfrage des FPÖ-Klubobmannes Ewald Stadler auf. Dort versuchte er die von zwei Aktivisten des Ringes Freiheitlicher Jugend bzw. der FPÖ begangene Schändung des jüdischen Friedhofes in Eisenstadt als anti-freiheitliche Verschwörung darzustellen. Stadler und Kollegen spannten den Bogen von Anti-Terrorfahndern über NEWS-Journalisten und den verurteilten Neonazi Franz Radl jun. bis eben zur B'nai B'rith - eine imposante Phalanx von anti-freiheitlichen Kräften, die sich da (im geheimen!) verschworen hat ...