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Name russisch: Штеклер Александр Зигмундович
Geboren: 13.04.1900, Ödenburg (Sopron, Ungarn)
Beruf: Ingenieur
Letzter Wohnort in Österreich: Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1928
Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau
Verhaftet: 07.03.1938, Moskau
Anklage: Spionage
Urteil: 02.07.1938, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft
Gestorben: 18.06.1941, Gulag
Rehabilitiert: 06.09.1966, Militärtribunal des Moskauer Wehrkreises
Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration
Schicksal: im Lager umgekommen
Alexander Stöckler wurde 1900 in Sopron (Ödenburg) geboren. Bis 1918 besuchte er die Mittelschule in Sopron, dann begann er in Budapest an einer höheren technischen Lehranstalt zu studieren. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der kommunistischen Partei Ungarns. Von Mai bis August 1919 diente er in der ungarischen Roten Armee als Politkommissar, geriet dann in rumänische Gefangenschaft, aus der er im Dezember 1919 freikam. Aus der folgenden Internierung in Sopron flüchtete er nach sechs Tagen nach Wien, wo er bis 1927 an einer höheren technischen Lehranstalt sein Studium fortsetzte. In Wien wurde Stöckler Mitglied der KPÖ und Funktionär der Bezirksorganisation in Döbling, gleichzeitig war er als Techniker auch berufstätig.
Im Herbst 1928 emigrierte Stöckler, ausgestattet mit Papieren der russischen Gesandtschaft in Wien (als Flüchtling besaß er keinen ungarischen Pass), einer Empfehlung Koplenigs und mit einem Arbeitsvertrag als ausländischer Spezialist nach Russland. Er arbeitete in Moskau als Ingenieur bei Главэнерго, der Hauptverwaltung der Energiewirtschaft, zuletzt als Oberingenieur bei Мосэнерго. 1929 wurde er in die VKP (b) übernommen, aus der am 21. Dezember 1937 wegen Kontakten zu Feinden des Volkes und "parteifeindlicher Äußerungen" ausgeschlossen wurde. Verheiratet war er mit Maria Ivanovna Brunov-Stöckler, die am 1. Institut für Fremdsprachen unterrichtete, seit 1923 Mitglied der KPÖ war und ebenfalls 1929 in die VKP (b) übernommen worden war. Das Paar hatte, als Alexander Stöckler am 7. März 1938 wegen Verdachts der Spionage verhaftet wurde, einen achtjährigen Sohn namens Alexander.
Stöckler "gestand" im ersten Verhör, dass er bereits 1929 von einem Agenten des deutschen Geheimdiensts namens Grinberg, einem Mitarbeiter der von Otto Pohl herausgegebenen Moskauer Rundschau, zur Spionage angeworben worden sei und diesem geheime Informationen über die sowjetische Energiewirtschaft geliefert habe. Später widerrief er das Geständnis. Im Zuge der Rehabilitation stellte sich heraus, dass es den besagten Aleksandr Petrovič Grinberg (geb. 1901 in Lettland) tatsächlich gab, er aber mit Stöckler überhaupt nicht bekannt war.
Am 2. Juli 1938 wurde Stöckler zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt und in ein Lager an der Kolyma verlegt, später wegen seiner Erkrankung in die Gegend von Vladivostok und dann in das Gebiet Krasnojarsk. Auf einem Transport traf er im November 1938 mit Agnes Deutsch zusammen und konnte von ihr Details der Anklage gegen Gustav Deutsch (u.a. dass Ernst Fischer ein trotzkistischer Agent sei) erfahren sowie Informationen über die gegen Franz Quittner und andere österreichische und ungarische Gefangene angewendeten Foltermethoden an Ernst Fischer brieflich übermitteln. Daraufhin verlangte Fischer im August 1939 von Dimitrov eine Klärung des Falles, insbesondere der NKVD-Beschuldigungen gegen seine Person und eine Wiederaufnahme der Strafverfahren gegen das Ehepaar Deutsch und Alexander Stöckler. Stöckler und seine Frau, die wegen der Weigerung, seine Schuld anzuerkennen, aus der Partei ausgeschlossen worden war, richteten zahlreiche Eingaben an verschiedene Instanzen, die bis zum Herbst 1943 zu Untersuchungen führten, die erst im September 1943 eingestellt wurden, weil bekannt wurde, dass Stöckler bereits am 18. Juni 1941 in einem Lager im Gebiet Krasnojarsk gestorben war.
Stöckler wurde 1966 rehabilitiert, am 27. April 1990 durch die Moskauer Stadtorganisation der KPdSU auch parteimäßig rehabilitiert.
Maria Brunov-Stöckler und ihr Sohn Alexander Stöckler jun. lebten ab 1946 in Wien. Maria Brunov-Stöckler erhielt 1956 die österreichische Staatsbürgerschaft zurück, sie arbeitete bis 1955 als Fremdsprachenlehrerin bei der Organisation USIA (Управление советским имуществом в Австрии - Verwaltung des sowjetischen Eigentums in Österreich).
Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, RGASPI, GARF