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Die Verfolgung und Zerschlagung des organisierten Widerstandes

Betriebsappell, Deutsche Arbeitsfront (Foto: DÖW)

"Betriebsappell", organisiert von der "Deutschen Arbeitsfront" (DAF) in einem Wiener Betrieb.
Die DAF, mit ca. 23 Millionen Mitgliedern die größte NS-Massenorganisation, versuchte mit derartigen Veranstaltungen nicht nur die "Volkgemeinschaft" zu beschwören, sondern auch politische Kontrolle über die ArbeiterInnen und Angestellten auszuüben.

 

Die nationalsozialistische Diktatur wurde von der Mehrheit der österreichischen Bevölkerung als legale Staatsführung hingenommen. Mit sozialen Versprechungen, materiellen Vorteilen, einer ausgeklügelten Propaganda sowie anfänglichen außenpolitischen und militärischen Erfolgen gelang es ihr, nicht nur ParteigängerInnen der NSDAP, sondern auch "MitläuferInnen" aus sämtlichen weltanschaulichen Richtungen für sich zu gewinnen. Die meisten fanden sich mit offensichtlichen Rechtsbrüchen und terroristischen Maßnahmen bzw. Einrichtungen des Regimes wie der Gestapo einfach ab.

 

Nur wenige Menschen hatten den Mut, sich in Widerstandsgruppen zu organisieren und das Regime aktiv zu bekämpfen. Die WiderstandskämpferInnen operierten weitgehend isoliert von der Bevölkerung und sahen sich mit zahlreichen Zuträgern und Spitzeln des Regimes konfrontiert.

 

Nahezu alle größeren Widerstandsgruppen wurden von der Gestapo zerschlagen. Der Einsatz von "Vertrauensleuten" ("V-Leuten") und Spitzeln war dabei von zentraler Bedeutung. Bis heute ist die Zahl der Personen, die als Gestapo-Spitzel aktiv waren, unklar. Etliche, die Spitzeldienste leisteten, wurden durch Drohungen und Erpressung zur Spitzelarbeit gezwungen, manche "arbeiteten" aber auch wegen finanzieller Vergünstigungen und aus persönlichem Geltungsdrang für die Gestapo.

 

Eine wichtige Rolle bei der Aufdeckung von Widerstandsgruppen spielte das Nachrichtenreferat der Gestapo-Leitstelle Wien. Es war dem Leiter der Gestapo direkt unterstellt. Seine Beamten schleusten nicht nur Spitzel in Widerstandsgruppen ein, sondern stellten sogar "gegnerische" Flugblätter her, die als provokatorische Mittel eingesetzt wurden.

 

 

Vermerk Gestapa Berlin

 

 

Vermerk des Geheimen Staatspolizeiamts (Gestapa) in Berlin vom 20. 6. 1938 über einen Bericht der Gestapo-Leitstelle Wien, in dem über die Aktivitäten eines Wiener Gestapo-Spitzels (Deckname "Leutgeb 1") in Paris berichtet wird.

 

"V-Leute" hatten in der Gestapo-Bürokratie Decknamen, später wurden sie mit einem Buchstaben oder einer Zahl gekennzeichnet.

Download >> (PDF, 731 KB)

 

 

 

 

"Diese Vertrauensleute waren in 2 Gruppen eingeteilt, und zwar in V-Personen [= Vertrauenspersonen] und G-Personen [= Gewährspersonen]. Die V-Personen waren jene, die in einer gegnerischen Organisation selbst aktiv tätig waren, während die G-Personen nur Nachrichten überbrachten, die sie gelegentlich erfuhren, ohne selbst aktiv in einer gegnerischen Organisation tätig zu sein."

Rosa Friedl, ab 1938 Schreibkraft bei der Gestapo-Leitstelle Wien, über die Tätigkeit von Gestapo-Spitzeln.

 

 

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