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"Sie gingen den anderen Weg" - Organisierter Widerstand in Österreich

Der sowjetische Geheimdienst setzte in Zusammenarbeit mit dem britischen Geheimdienst FallschirmagentInnen - meist österreichische KommunistInnen, die in die Sowjetunion emigriert waren - in Österreich ab. Aufgrund der Durchsetzung der kommunistischen Widerstandsgruppen mit Gestapo-Spitzeln fielen die meisten dieser FallschirmspringerInnen in die Hände der Gestapo. Sie wurden nach ihrer Landung meist einige Zeit beobachtet und dann gemeinsam mit ihren Kontaktleuten und UnterstützerInnen verhaftet; fast alle wurden ermordet.

 

Der für die Bekämpfung der FallschirmagentInnen zuständige Gestapobeamte Johann Sanitzer konnte durch Folter zahlreiche AgentInnen "umdrehen" und zu "Funkspielen", also Funkkontakten, mit ihren Auftraggebern im Ausland zwingen. Auf diese Weise konnten weitere nach Österreich eingeflogene FallschirmspringerInnen festgenommen werden.

 

Rosa Grossmann (Foto: DÖW)

Rosa Grossmann wurde mit ihren Eltern Johann und Elisabeth Brunner wegen Kontakten zu dem aus der Sowjetunion kommenden Fallschirmspringer und KPÖ-Funktionär Gregor Kersche am 25. 10. 1943 von der Gestapo festgenommen. Um keine MitkämpferInnen unter der Folter zu verraten, stürzte sie sich im Stiegenhaus des Gestapogebäudes vom vierten Stock in die Tiefe; sie überlebte schwer verletzt. Das Foto, das Rosa Grossmann mit ihrer kleinen Tochter zeigt, wurde wenige Wochen vor ihrer Verhaftung aufgenommen. (Foto DÖW)

 

 

 

"Als Brödl des Schlagens müde wurde, gab er den Stock diesem jungen Gestapobeamten, aber nach kurzer Zeit verlangte Brödl von ihm den Stock zurück, mit dem Bemerken: 'Das ist ja nichts' und schlug mich wie ein Wahnsinniger weiter. Durch diese Misshandlungen wurde ich einige Male ohnmächtig. Zeitweise hieß er mich aufzustehen und zur Abwechslung fesselte er die Hände statt vorne [hinten] am Rücken und drückte meine Arme in die Höhe, dass ich schon glaubte, dass meine Knochen brechen. Dies alles unter der Verabreichung von kräftigen Ohrfeigen. Er zog auch die Kette immer stärker an und fragte höhnisch: 'Na, weißt es noch immer nicht, willst noch immer nicht die Wahrheit sagen?' Als ich am Diwan lag, trat mich Brödl einige Male mit den Füßen in den Bauch. [...] Daraufhin führte er mich auf die Roßauer Lände zurück. [...] Es vergingen kaum zwanzig Minuten und ich wurde [...] wieder am Morzinplatz vorgeführt. Der junge Beamte, dessen Namen ich nicht kenne, führte mich am Morzinplatz über die vordere Stiege hinauf und als wir fast am 4. Stock oben waren, gelang es mir, über das Stiegengeländer zu springen, da ich mich hinunterstürzen wollte. Als ich schon mit dem Oberkörper über dem Geländer hing, erwischte der Gestapobeamte einen Fuß von mir, ich trat aber mit dem anderen Fuß in seinen Bauch, worauf er mich losließ und ich hinunterfiel. Ich bin erst im Allgemeinen Krankenhaus zu mir gekommen [...]."

Zeugenaussage von Rosa Grossmann vor der Polizeidirektion Wien am 19. 12. 1946.

 

 

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